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SCHACH-SPHINX/07320: Wissenschaft reinsten Wassers (SB)


Nach Vitalis Norström (1856-1816) war Schach eine "spielende und scherzende Kunst", was keineswegs ironisch gemeint war, denn als Mitglied der schwedischen Akademie der Wissenschaften hegte er eine besondere Wertschätzung vom Königlichen Spiel. Norström war zu seiner Zeit ein wortstarker Kulturkritiker, der blinden Massenkonsum, primitiven Naturalismus und den einfältigen Intellektualismus vieler seiner Zeitgenossen harsch attackierte und überhaupt die Grundlagen einer angeblichen Hegemonie des mechanistischen Weltbildes in Zweifel zog. Für ihn hatte nur Belang, was einer strengen Wissenschaftlichkeit folgte, was das Schachspiel aufgrund seiner Theorie und Logik durchaus tat. Einen hohen Wert genoß für Norström vor allem die Komposition, verband sich darin doch die Idee in ihrer Grenzenlosigkeit mit der in der Enge kristallisierenden Form und Herausforderung. Geist und Auge müssen zueinander finden, was im heutigen Rätsel der Sphinx aus der Partie zwischen Jegin und Tukmatow nicht unbedingt zutraf. Der weiße Angriff hatte sich mit Blendwerk umgeben, war aber nur aufgeblasen und scheinbar wirksam, was Tukmatow mit einem Handstreich unter Beweis stellte. Die Gewitztheit war auf schwarzer Seite, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07320: Wissenschaft reinsten Wassers (SB)

Jegin - Tukmakow
Moskau 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ljubojevic stand in ganzer Blüte, als er mit 1.Tf1xf5!! einen raffinierten Opferreigen einläutete, der Durao zu 1...De6xf5 2.Te1xe4 0-0-0 verpflichtete, weil der schwarze König ansonsten in der Mitte untergegangen wäre. Allein, auf dem Damenflügel war die Majestät nicht sicher, denn nun trieb Ljubojevic nach 3.Sc4-d6+ Lc7xd6 4.Dd3-a6+! Kc8- c7 5.Da6xa7+ Kc7-c8 mit 6.La4-b5!! einen Pfahl ins Herz der schwarzen Stellung. Weil 6...c6xb5 wegen der Mattfolge 7.Da7-a6+ Kc8-c7 8.La3xd6# nicht half, stellte Durao seinen König vom Brett.

15. Juni 2021

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 22. Juni 2021


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