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DOKUMENTATION/1756: ZDF - Terra X "Abenteuer Namibia" und "Abenteuer Vietnam", am 21.06. und 28.06.2020 (ZDF)


Terra X: "Abenteuer Namibia" und "Abenteuer Vietnam"
Zwei Dokumentationen
Sonntag, 21. Juni 2020 / Sonntag, 28. Juni 2020, jeweils 19.30 Uhr

Inhalt:
– Terra X: Abenteuer Namibia
– Die Protagonisten der Namibia-Dokumentation
– Terra X: Abenteuer Vietnam
– Die Protagonisten der Vietnam-Dokumentation


Sonntag, 21. Juni 2020, 19.30 Uhr, ZDF
Terra X: Abenteuer Namibia
Dokumentation

Buch und Regie: Christopher Gerisch
Kamera: Oliver Gurr
Schnitt: Hauke Ketelsen
Sprecher: Mark Bremer
Produktion Namibia: Sophie Haikali, Consalo Hangula, Dylan Katzao, Joe Vision Production CC
Produktionsleitung: Kerstin Peterssen (SPIEGEL TV), Petra Ziegler (ZDF)
Produzent: Kay Siering
Redaktion: Renate Marel
Länge: 43'30''

Wasser spielt in einem von großer Trockenheit geprägten Land wie Namibia eine entscheidende Rolle. Lediglich vier Flüsse führen regelmäßig Wasser. In den restlichen Flussläufen versickern die spärlichen Niederschläge meist schnell. Entsprechend karg und öd sind weite Regionen. Die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser wird vor allem im bevölkerungsreichen Norden zum Problem. Der Arbeit des Hydrogeologen Martin Quinger ist es zu verdanken, dass die Lage trotz der zunehmenden Trockenheit durch den Klimawandel nicht hoffnungslos ist. Er hat ein riesiges Grundwasservorkommen entdeckt – fünfmal so groß wie der Bodensee.

Umso erstaunlicher ist in einem so trockenen Land wie Namibia der große Tierreichtum. In Jahrmillionen haben es zahlreiche Tierarten geschafft, sich den unwirtlichen Bedingungen anzupassen. Und so machen 300 verschiedene Säugetier-, 500 Vogel- und über 100 Reptilienarten Namibia zu einem der wildreichsten Länder Afrikas. Dies ist auch der Erfolg eines konsequenten Tier- und Naturschutzes. Beides hat Namibia als erstes Land der Welt in seiner Verfassung verankert. Überall im Land ist dieses Engagement zu spüren: Im Kaokoveld setzen sich Julian und Stephanie Fennessy für den Giraffenschutz ein. Philipp Göltenboth überwacht das Besendern von Elefanten im länderübergreifenden KAZA-Schutzgebiet. Und die Brüder – Berend und Friedrich Reinhard haben sich in der Kalahari dem Schutz der Spitzmaulnashörner verschrieben.

Wer Namibia bereist, wird immer wieder auf Spuren der deutschen Kolonialgeschichte stoßen. Der deutsche Kaufmann Franz Lüderitz erwarb 1883 unter fragwürdigen Umständen weite Landstriche an der Küste. 1884 wurde das Land offiziell zur Kolonie "Deutsch-Südwestafrika". Als erste Diamanten gefunden wurden, gab es einen wahren Rausch, der immer mehr Deutsche ins ferne Afrika lockte. Der grausame Tiefpunkt der deutschen Kolonialzeit war die Niederschlagung des Herero-Aufstands. Bis heute ringen Deutschland und Namibia um eine angemessene Form der Entschädigung für diesen Völkermord.

Namibia bei der Nutzung seiner reichen Bodenschätze zu unterstützen, ist das Ziel des Geologen Bernd Lottermoser. Gemeinsam mit Kollegen der namibischen Universität ist er auf der Suche nach wertvollen Hochtechnologiemetallen.

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Die Protagonisten der Namibia-Dokumentation
Stephanie Fennessy, Leiterin Giraffe Conservation Foundation

Als erfahrene Projektmanagerin in den Bereichen Umwelt und Naturschutz ist Stephanie Fennessy unter anderem für die Organisation und Durchführung der Feldforschung zuständig. In den letzten 15 Jahren war sie an einer Vielzahl von Giraffenprojekten in ganz Afrika beteiligt. In Namibia führt sie regelmäßig Expeditionen in die abgelegene Kunene-Region durch, um mit ihrem Team wüstenadaptierte Giraffen zu erforschen.

"Die Zahlen sinken rapide. Giraffen sind wirklich gefährdet, und stehen unter sehr viel Druck. Die Zeit läuft aus und Giraffen müssen aktiv geschützt werden."


Prof. Dr. Bernd Lottermoser, Geologe RWTH Aachen

Bernd Lottermoser ist in Namibia auf der Suche nach kritischen Rohstoffen – wirtschaftlich bedeutsame mineralische Rohstoffe, die für Industrieländer von großer Bedeutung sind. Ohne sie gäbe es keine Handys, Glasfaserkabel oder Solaranlagen. Und auch für die Zukunftstechnologien sind sie unabdingbar. Die deutsch-namibische Forschungsexpedition führt den Geologen in landschaftlich spektakuläre Regionen: in die Dünen bei Swakopmund, an die Skelettküste und ein ehemaliges Bergwerk in der Nähe des Brandbergmassivs.

"Für jeden Wissenschaftler ist es eine Schatzsuche, besonders nach Rohstoffen. Und wir sind dabei, hoffentlich auch Schätze für Namibia zu entdecken und zu charakterisieren. Die Dünen enthalten nicht nur Diamanten, sie enthalten auch andere Rohstoffe von Interesse für eine moderne Gesellschaft, die einen sehr großen Hunger hat nach kritischen Rohstoffen."


Philipp Göltenboth, Fachbereichsleiter Afrika WWF

Als Afrikaexperte des WWF ist Philipp Göltenboth dem Kontinent seit vielen Jahren eng verbunden. Im namibischen Teil des KAZA-Schutzgebiets, dem größten länderübergreifenden Naturschutzgebiet der Welt, will sich Philipp Göltenboth einen persönlichen Eindruck von der Entwicklung des Projekts verschaffen. Neben dem Schutz der Tierwelt sollen die Menschen, die hier leben, an den Ressourcen der Region teilhaben. Ein Anspruch, der in Namibia gesetzlich verankert ist. Geht die lokale Bevölkerung eine echte Koexistenz mit den wildlebenden Tieren ein, kann KAZA zu einem Masterplan für Naturschutz in Afrika, wenn nicht der ganzen Welt werden. Der Schlüssel zum Erfolg, so Göltenboth, sind die Elefanten.

"KAZA ist der letzte große Zufluchtsort für Elefanten überhaupt weltweit. Hier gibt es 280.000 bis 300.000 Elefanten. Hier kommen jede Menge Touristen her und zahlen viel Geld dafür, um die Elefanten zu sehen. Und dadurch steigt der Wert der Elefanten, wenn sie lebendig sind. Wenn es hier keine Touristen gäbe, würde es die Elefanten hier vielleicht auch nicht mehr geben, denn dann würden sie geschossen werden, um ihr Elfenbein zu verkaufen."


Dr. Martin Quinger, Hydrogeologe und Projektleiter Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Nach jahrelanger Forschung hat Martin Quinger gemeinsam mit seinem deutsch-namibischen Team einen unterirdischen Schatz gefunden: Ein riesiges Süßwasser-Vorkommen im Norden Namibias. Eine Sensation für das unter Trockenheit leidende afrikanische Land. Das kostbare Nass kommt zudem der bevölkerungsreichsten Region Namibias zugute. Bis das Grundwasserreservoir in großem Stil genutzt werden kann, müssen Martin Quinger und seine Kollegen allerdings noch diverse Bohrungen, Messungen und Qualitätskontrollen durchführen.

"Dieses Wasser kann wirklich viel Leid abwenden. Wenn man sich hier umguckt in Namibia: Die Menschen leben noch ziemlich weit im Einklang mit der Natur. Das heißt natürlich, dass sie zu den Klimawandelursachen fast gar nichts beigetragen haben. Aber die Region leidet stark unter den Folgen des Klimawandels. Mit diesen tiefen Grundwasserleitern haben wir eine tolle Möglichkeit, klimaangepasst, also unabhängig von Klimavariationen, sie dauerhaft und sicher versorgen zu können."


Berend Reinhard, Biologe und Manager Nashornschutzprogramm

Berend Reinhard ist als Manager für die Logistik und Organisation eines privaten Wildschutzgebiets in der Kalahari verantwortlich. Die Größe des Gebiets und die wissenschaftliche Kompetenz der Betreiber waren die Voraussetzung, in ein staatliches Schutzprogramm aufgenommen zu werden. Eine Reaktion Namibias auf die drohende Ausrottung der Spitzmaulnashörner.

"Als das Ministerium für Umweltschutz an uns herangetreten ist, um die Spitzmaulnashorn-Population in Namibia wiederaufzubauen, waren wir natürlich sofort hellauf begeistert. Das Nashorn ist für uns eine absolute Ikone Afrikas, die es zu schützen gilt."


Dr. Friedrich Reinhard, Biologe und Projektleiter Nashornschutzprogramm

Der promovierte Biologe Friedrich Reinhard leitet das Wildschutzgebiet gemeinsam mit seinem Bruder Berend. Sein wissenschaftliches Interesse gilt der ökologischen Landnutzung in der Kalahari und dem Nashornschutz. Die Vergrößerung der Spitzmaulnashorn-Population ist das wichtigste Ziel des Schutzprojekts. Im letzten Jahrhundert ist die Anzahl der Spitzmaulnashörner in Afrika um mehr als 98 Prozent gesunken. Um den Erfolg zu gewährleisten kontrolliert Friedrich Reinhard regelmäßig den Gesundheitszustand der bedrohten Schwergewichte.

"Wir schauen uns an, wie gut die Nashörner ernährt sind. Nur wenn es den Nashörnern gut geht, wenn sie in einer guten Verfassung sind, können sie sich reproduzieren."

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Sonntag, 28. Juni 2020, 19.30 Uhr, ZDF
Terra X: Abenteuer Vietnam
Dokumentation

Buch und Regie: Iris Gesang
Kamera: Rasmus Sievers
Schnitt: Christian R. Timmann
Sprecher: Mark Bremer
Produktion Vietnam: Lương Hoàng Giáp, Nguyễn Đăng Hiếu
Produktionsleitung: Kerstin Peterssen (SPIEGEL TV), Petra Ziegler (ZDF)
Produzent: Kay Siering
Redaktion: Renate Marel
Länge: 43'30''

Die Region Dong Van im äußersten Norden Vietnams ist geprägt von Karstgebirgen mit tiefen Schluchten und weit verzweigten Höhlensystemen. In abgeschiedenen Bergdörfern leben hier die Hmong, ein indigenes Bergvolk mit eigenen Bräuchen und eigener Sprache. Ihre kunstvoll angelegten Reisterrassen sehen aus wie in die Berge geschnitzt. Wie in vielen Karstregionen herrscht auch hier fast überall Wassermangel.

Der Wasserbauingenieur Peter Oberle beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, wie man Wasser in einer zerfurchten Region wie dem Dong-Van-Karstgebiet finden, innovativ fördern und dann an die Bergdörfer verteilen kann. Das Ganze möglichst ohne externe Stromversorgung oder den Einsatz von Dieselaggregaten.

Fruchtbare, dicht besiedelte Flussdeltas des Roten Flusses im Norden und des Mekong im Süden dominieren dagegen die langgestreckte Küste Vietnams. Uralte Regenwälder und Kaffeeplantagen prägen das zentrale Bergland. Das ehemalige Saigon gehört zu den am schnellsten wachsenden Boom-Städten der Welt. Hier glitzern nachts Wolkenkratzer um die Wette.

So atemberaubend die Kultur- und Naturlandschaften Vietnams sind, so groß sind auch die Probleme. Klimawandel und die flächendeckende Abholzung der Mangrovenwälder beschleunigen die Erosion der Küsten. In den letzten Regenwäldern des Landes machen Wilderer Jagd auf das urzeitliche Schuppentier und die 25 Primatenarten Vietnams. Sie alle sind stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht.

Antje Müllner von der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft setzt sich gemeinsam mit ihren vietnamesischen Kollegen für den Erhalt von gefährdeten Lebensräumen wie dem Kon-Ka-Kinh-Nationalpark im zentralen Bergland von Vietnam ein. Die Tierärztin Daniela Schrudde versorgt konfiszierte Schuppentiere und wildert sie wieder aus. Die Erforschung der vom Aussterben bedrohten Cat-Bà-Languren in der berühmten Halong-Bucht ist das Ziel des Zoologen Christian Roos. Und der Historiker Andreas Magara befasst sich mit der Sicht der Vietnamesen auf den Vietnamkrieg.

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Die Protagonisten der Vietnam-Dokumentation

Dr. Peter Oberle, Wasserbau-Ingenieur

Peter Oberle arbeitet für das Karlsruher Institut für Technologie und beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, wie man Wasser in einer zerfurchten Region wie dem Dong Van Karst Gebiet im Norden Vietnams finden, innovativ fördern und dann an weit verzweigte Bergdörfer verteilen kann. Das Ganze möglichst ohne externe Stromversorgung oder den Einsatz von Dieselaggregaten.

"Die Menschen bringen wahnsinnig viel Energie auf, irgendwie an Wasser zu kommen. Ich denke, dass wir über unser Projekt einen gewissen Beitrag leisten können, die Lebensumstände in dieser extrem harten Umgebung, in dieser Naturlandschaft, zu verbessern."


Dr. David Lagrou, Geologe und Höhlenforscher

David Lagrou ist Höhlenforscher und kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Seit 25 Jahren erforscht der Belgier mit seinen Kollegen Höhlen im Norden Vietnams.

"Das Interessante ist, Du gehst irgendwohin, wo kein anderer vor Dir war. Höhlenforscher suchen immer nach der längsten, tiefsten und größten Höhle. Die Höhlenwelt ist eine abgeschlossene Welt, ohne Handy, ohne Internet."


Dr. Antje Müllner, Biologin und Zoologin

Antje Müllner arbeitet für die Frankfurter Zoologische Gesellschaft und kommt seit 2004 regelmäßig nach Vietnam. Gemeinsam mit ihren vietnamesischen Kollegen setzt sich die Biologin für den Erhalt von gefährdeten Lebensräumen wie dem Kon Ka Kinh Nationalpark im zentralen Bergland von Vietnam ein.

"Auch hier in Kon Ka Kinh ist während des Vietnamkriegs das Entlaubungsmittel "Agent Orange" eingesetzt worden. Das ist hoch giftig, und hier sind auch ganze Wälder und die darin lebenden Tiere vernichtet worden. Trotzdem ist das Kon-Ka-Kinh-Gebiet heute noch ein … wichtiger Bestandteil eines größeren zusammenhängenden Regenwaldgebiets im nördlichen zentralen Bergland von Vietnam. Es ist wie … eine Art Rettungsinsel für seltene und hochbedrohte Tier- und Pflanzenarten."


Andreas Margara, Historiker

Über den "amerikanischen Krieg", wie die Vietnamesen den Vietnamkrieg nennen, ist schon sehr viel geschrieben und geforscht worden. Andreas Margara interessiert sich für die vietnamesische Sicht auf die Geschichte. Deshalb erforscht er die Erinnerungskultur in Vietnam.

"Not macht erfinderisch. Dieses Lebensmotto war im Tunnelkampf überlebenswichtig für die Vietnamesen. Ein schönes Beispiel sind die rauchfreien,Điện Biên Phủ-Küchen. Hier wurde unterirdisch gekocht, und die verschiedenen Rauchabzüge, die mit Blättern bedeckt waren, haben es ermöglicht, dass die Vietnamesen von den Feinden nicht aufgespürt werden konnten."


Daniela Schrudde, Tierärztin

Daniela Schrudde arbeitet als Leiterin der Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft. Seit vielen Jahren unterstützt ihre Organisation die vietnamesischen Kollegen von "Save Vietnam's Wildlife", die konfiszierte Schuppentiere mit großem Aufwand tiermedizinisch versorgen, gesund pflegen und dann wieder auswildern.

"Wilderer flößen den Pangolinen, den Schuppentieren, erstmal sehr viel Futter ein, damit sie möglichst schwer sind. Gerne wird auch Gipspulver genommen, weil das hart wird und schwer ist. Der Kilopreis bestimmt den Marktwert dieser Tiere. Die Tiere werden dann in Netze gesteckt, damit sie gut händelbar sind. In diesen Netzen können sie sich überhaupt nicht mehr bewegen. Wenn wir Tiere konfiszieren, sind sie in der Regel in einem extrem schlechten Zustand sind. Viele sind aber auch schon tot."


Dr. Christian Roos, Biologe, Zoologe und Genetiker

Seit mehr als 20 Jahren erforscht der Genetiker des Deutschen Primatenzentrums Göttingen vietnamesische Affen, wie den Cat-Bà-Langurin der berühmten Ha-Long-Bucht. Von dem Affen mit dem Goldschopf gibt es nur noch 66 Tiere. Christian Roos ist sich sicher, wenn Forscher eine so stark bedrohte Art retten wollen, müssen sie mehr über die Lebensweise ihrer Schützlinge herausfinden.

"Man dachte immer, dass Cat-Bà-Languren und andere Languren, die in Kalksteingebieten leben, vom Menschen in diese unwirtlichen Gebiete zurückgedrängt worden sind und dass sie vorher in Regenwäldern gelebt haben. Die Genetik hat aber jetzt gezeigt, dass die Tiere sehr gut an Kalk, an Kalzium, angepasst sind."  

– Änderungen und Ergänzungen vorbehalten –
 

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Quelle:
ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen
Presse Special – Juni 2020
Copyrights by ZDF
Internet: www.zdf.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juni 2020

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