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MELDUNG/193: Printmedien - Konsequenzen von redaktionellen Kooperationen (idw)


Hochschule der Medien Stuttgart - 14.12.2010

Printmedien: Konsequenzen von redaktionellen Kooperationen


Zeitungen können von einer redaktionellen Kooperation in der Mantelberichterstattung durchaus profitieren. Allerdings zeigt sich auch, dass die publizistische Vielfalt darunter leiden kann. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die jetzt von HdM-Professor Lars Rinsdorf veröffentlicht wurde.

In einer vergleichenden Inhaltsanalyse der Mantelberichterstattung der drei Ruhrgebietstitel Westdeutsche Allgemeine (WAZ), Neue Ruhr / Neue Rhein Zeitung (NRZ) und Westfälische Rundschau (WR) untersuchte Rinsdorf zusammen mit Professor Günther Rager von der Technischen Universität Dortmund, wie sich eine neue Redaktionsorganisation auf die Produktqualität und die Berichterstattungsvielfalt der drei Titel auswirkt. Die Zeitungen, die alle zur WAZ-Gruppe gehören, hatten im Frühjahr 2009 einen gemeinsamen Newsdesk eingeführt. In der Studie untersuchten die Wissenschaftler, ob und in welcher Hinsicht sich die Mantelberichterstattung nach Einführung des Desks verändert hat.


Ergebnisse der Studie

Mit der Studie liegen erstmalig wissenschaftliche Daten zu den Konsequenzen der redaktionellen Kooperation der WAZ-Titel vor. Diese Kooperation war bei ihrer Einführung durchaus umstritten. Während sich die Chefredaktion der WAZ neben Kostenvorteilen vor allem Qualitätsfortschritte von der Kooperation versprach, fürchteten Kritiker Einschnitte in das publizistische Angebot. "Wir wollen mit dieser Studie in erster Linie eine wissenschaftliche Basis für diese Diskussion liefern", so Rinsdorf, der an der Hochschule der Medien im Studiengang Medienwirtschaft Medienmanagement lehrt.

Diese Diskussion hat an Relevanz gewonnen, da inzwischen immer mehr Tageszeitungsgruppen die Kooperation zwischen ihren Redaktionen bei der Mantelberichterstattung intensivieren, etwa der Springer-Verlag oder die Mediengruppe Dumont Schauberg aus Köln. Die Studie deutet nun darauf hin, dass es dabei durchaus gelingen kann, die Produktqualität zu steigern und gleichzeitig das Markenprofil der beteiligten Titel zu erhalten. "Allerdings bergen Kooperationen auch die Gefahr, dass die publizistische Vielfalt leidet, weil die beteiligten Blätter weniger titel-exklusive Themen, Fakten und Positionen als bisher beisteuern", berichtet Rinsdorf. Auch zeige sich, dass die Synergiepotenziale, die redaktionelle Kooperationen böten, nicht zwangsläufig gehoben würden.

Für die Analyse wurden rund 3500 Beiträge aus der Mantelberichterstattung der beteiligten Titel untersucht. Die Analyse umfasste die Politik-, Wirtschafts- und Regionalseiten in den drei beteiligten Titeln. Die Lokalberichterstattung wurde nicht untersucht. Finanziert wurde die Studie aus Mitteln der Stiftung Pressehaus NRZ sowie der Hans Böckler Stiftung. Detaillierte Ergebnisse finden sich in der Ausgabe 4/2010 der Fachzeitschrift MedienWirtschaft.

Weitere Informationen unter:
http://www.hdm-stuttgart.de/mw
- Studiengang Medienwirtschaft

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution420


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule der Medien Stuttgart, Kerstin Lauer, 14.12.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2010