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INTERNATIONAL/181: Reporter ohne Grenzen eröffnet Sitz in Brasilien (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Reporter ohne Grenzen eröffnet Sitz in Brasilien

Von Nils Brock


(Rio de Janeiro, 12. März 2016, npl) - Bereits Ende vergangenen Jahres eröffnete die Organisation Reporter ohne Grenzen RSF ihr Büro in Rio de Janeiro. Seitdem können Journalist*innen aus ganz Lateinamerika dort direkt Aggressionen und Verfolgung anzeigen, denen sie wegen ihrer Arbeit ausgesetzt sind. "Wir wollen noch stärker präsent sein, um die Pressefreiheit in Lateinamerika zu verteidigen", kommentierte der Leiter des neuen RSF-Büros Emmanuel Colombié die Entscheidung, die bisher von Paris aus koordinierte Arbeit nach Brasilien zu verlegen. Der Ortswechsel stärke auch den Ausbau des kontinentalen Korrespondent*innennetzwerks, das an der jährlichen "Rangliste der Pressefreiheit" mitarbeitet, die aussagt, wie es in 180 Staaten und Territorien um die ungefährdete Ausübung des Journalist*innenberufes bestellt ist.

Sich in Brasilien niederzulassen, überrascht. Im internationalen Ranking derzeit auf Platz 99 positioniert, gehört das Land zwar zu jener Gruppe von Staaten, denen "erkennbare Probleme" attestiert werden. Zugleich gibt es jedoch auch sieben lateinamerikanische Staaten, in denen eine "schwierige bis ernste Lage herrscht" und die mitunter deutlich schlechter abschneiden, z.B. Kolumbien, Mexiko und Kuba. Doch Brasilien sei ein großes Land mit dem Potential, eine Signalwirkung in der Region zu haben, meint Colombié. Deshalb sei es wichtig, hier stärker Druck auf Ministerien und öffentliche Institutionen auszuüben und die Kooperation mit Nichtregierungsorganisationen auszubauen. "Brasilien ist ein großes Land und bisher nur unzureichend dokumentiert", so Colombié weiter.


Ein Schwerpunkt: der mexikanische Bundesstaat Veracruz

Gerade die fast 5.000 genehmigten Community-Radios Brasiliens und weitere nicht lizensierte Sender haben bisher kaum Beachtung gefunden. Der Beruf des/der Journalist*in war hier lange Zeit ein geschützter Titel und noch heute beanspruchen ihn vor allem staatliche und kommerzielle Medienarbeiter*innen für sich. Colombié versichert hingegen, dass RSF alle Journalisten und Journalistinnen verteidige. "Wir werden deshalb auch die spezifischen Probleme der Mitarbeiter*innen in Community-Radios in den Blick nehmen. Durch die Arbeit von AMARC (Weltverband der Community Radios, Anmerkung der poonal-Redaktion) wissen wir bereits wie schwer es ist, überhaupt eine Sendelizenz zu bekommen und welche Art ökonomischer und politischer Zensur gegen diese Radios angewandt wird."

Im Zentrum der diesjährigen Kampagnen und Aktivitäten von RSF in Lateinamerika stehen zunächst dennoch andere Länder. "Priorität hat für uns derzeit die Situation der Journalisten im mexikanischen Bundesstaat Veracruz. In Veracruz wurden seit Beginn des Jahres bereits vier Journalist*innen getötet. Wer dort die politische Dimension von Korruption, Drogen- und Waffenhandel recherchiert, begibt sich schnell in Gefahr", sagt Colombié.

Die nächste "Rangliste der Pressefreiheit" von RSF erscheint im Mai 2016.


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2016

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