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INTERNATIONAL/096: Minderheiten - Faire Medienberichterstattung gefordert, UN-Forum in Wien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. März 2013

Minderheiten: Faire Medienberichterstattung gefordert - UN-Forum in Wien

von Pavol Stracansky



Wien, 1. März (IPS) - Auf dem Fünften Forum der Allianz der Zivilisationen (UNAOC) haben internationale Entscheidungsträger die Medien aufgefordert, im Sinne der Völkerverständigung für mehr Vielfalt und Pluralität in ihrer Berichterstattung zu sorgen.

Staatspräsidenten, Regierungsvertreter und Experten hatten sich zwei Tage lang in Wien zusammengefunden, um über die Stärkung des interkulturellen Dialogs und die Förderung des gegenseitigen Verständnisses als Strategien zur Prävention globaler Konflikte zu verhandeln.

Die Rolle der Medien in dem Prozess, vor allem im Zusammenhang mit deren Berichterstattung über Minderheiten und kulturelle Vielfalt, war eines der zentralen Themen der Konferenz vom 27. bis 28. Februar. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon beklagte eine Zunahme von Intoleranz und Extremismus und forderte die Medien auf, ihrer Verantwortung nachzukommen, zur Völkerverständigung beizutragen.

Insbesondere die Vertreter der konfliktgeplagten Region Nahost appellierten an die Medienmacher, fair und sorgsam über die vielen verschiedenen Kulturen zu berichten. "Respekt gegenüber fremden Kulturen und religiösen Anschauungen sowie die Absage an Extremismus, Hass und Rassismus" bezeichnete der Emir von Katar, Hamad Bin Khalifa Al-Thani als die wirksamsten Methoden, um die vorgeschobenen Argumentationen jener zu entkräften, die versuchten, religiöse und kulturelle Ausdrucksformen für ihre Zwecke zu missbrauchen.


Medien sollen Allianz mit Minderheiten eingehen

Doch Journalisten und Medienexperten zeigten sich auf dem Forum wenig optimistisch, den auf der Konferenz formulierten Erwartungen in naher Zukunft entsprechen zu können. Wie Alison Bethel McKenzie vom Internationalen Presseinstitut in Wien erklärte, "liegt es in der Natur der Dinge, dass sich Menschen nicht denen annähern, die ihnen fremd sind. Die Medien sind da kein Ausnahme."

Anderen Journalisten zufolge wäre es wichtig, für mehr Diversität in den Redaktionen zu sorgen. Milica Pecic, Exekutivdirektorin des Instituts für Medienvielfalt mit Sitz in London warf den Medienorganisationen in dieser Hinsicht erhebliche Defizite vor. "Das sind die eigentlichen Probleme, die wir angehen sollten", betonte sie.

Pecic erinnerte ferner daran, dass es schon mit der Gleichbehandlung der Geschlechter im Journalismus nicht weit her sei. "Es mag ja inzwischen viele Journalistinnen geben, doch wie viele Frauen haben es in die Führungspositionen der Organisationen geschafft?"

Dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) zufolge ist es überall auf der Welt nicht gut um die Medien bestellt. Saudi-Arabien, Syrien und der Iran seien die drei nahöstlichen Länder, in denen die Medien am schlimmsten geknebelt würden. In China wiederum würden Nachrichtenerzeugnisse zensiert, in Russland kontrolliert oder manipuliert.

Im Westen ist es die Medienkonzentration, die die Unabhängigkeit der Berichterstattung und die Meinungsvielfalt gefährdet. McKenzie zufolge müssen Regierungen die Monopole dringend aufbrechen, um jeder Uniformität und Eindimensionalität der Berichterstattung entgegenzuwirken und die Gefahr zu bannen, dass die Medien zu Propagandawerkzeugen missbraucht werden könnten.


Junge 'Medienalphabeten' als Hoffnungsträger

Hoffnungen setzen viele der versammelten Experten in die jungen technologieversierten Generationen. Auch wenn sie nicht die vollständige Pluralität und Diversität garantieren könnten, so seien sie durchaus in der Lage, eine gewisse Unabhängigkeit bei der Beschaffung von Informationen zu gewährleisten.

Dazu meinte McKenzie: "In einigen Entwicklungsländern und sicherlich im Nahen Osten nach dem Arabischen Frühling gibt es mehr Menschen, die die Unabhängigkeit der Medien einfordern. Diese jungen 'Medienalphabeten' sind bereit, eigene Medien zu gründen." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.unaoc.org/
http://www.vienna5unaoc.org/
http://media-diversity.org/
http://www.cpj.org/
http://www.ipsnews.net/2013/02/media-needs-an-alliance-with-minorities/

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IPS-Tagesdienst vom 1. März 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2013