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GEWERKSCHAFT/023: Bitteres Ende für das Druck- und Verlagshaus Frankfurter Rundschau (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 30. Januar 2013

Bitteres Ende für das Druck- und Verlagshaus Frankfurter Rundschau



Berlin, 30.01.2013 - Als bitter bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, den gescheiterten Verkaufsprozess für die Druckerei der Frankfurter Rundschau (FR). Dadurch, dass es in den vergangenen Monaten nicht gelungen sei, einen Investor zu finden, stünden nun rund 350 Arbeitsplätze vor dem Aus: "Seit Jahrzehnten hat die Mannschaft des Neu-Isenburger Druckzentrums hervorragende Qualität produziert. Es ist unfassbar, dass es damit nun in den nächsten drei Monaten vorbei sein soll", sagte Werneke. Die Belegschaft reagiere zu recht mit Wut und Enttäuschung auf die entsprechende Information durch den Insolvenzverwalter: "Da hätte mehr getan werden müssen, um die berufliche Zukunft der Kolleginnen und Kollegen zu sichern", betonte Werneke.

Der desaströse Fehler, das Druck- und Verlagshaus der FR in die vorläufige Insolvenz zu bringen, habe die soliden Kundenbeziehungen für die im Kern gesunde Druckerei zerrüttet und in der Folge zum Aus der FR geführt. Denn dadurch sei der Investorenprozess in den letzten drei Monaten derart belastet gewesen, dass keine konstruktiven, am Erhalt der Druckerei und der Zeitung orientierten Übernahmekandidaten mehr gefunden wurden.

Auch der zu befürchtende Kahlschlag in der FR-Redaktion sei ein Debakel für das Traditionshaus, das als eine der ersten Nachkriegszeitungen die publizistische Landschaft der Bundesrepublik wesentlich mit geprägt habe: "Wenn die Geschäftsführung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) als glaubwürdiger Investor in Erscheinung treten will, muss sie die FR als eigenständigen Titel mit einer starken Meinung erhalten", forderte Werneke. Er warnte davor, den Zeitungstitel nur aus Mitnahmeeffekten auf den Anzeigenmärkten zu übernehmen.

Besonders hart wirke sich die Insolvenz auf die Beschäftigten in Druckerei, Verlag und Redaktion aus, die beim Arbeitsplatzverlust auf die spärlichen Abfindungen nach Insolvenzrecht zurück geworfen seien. Werneke kündigte an, die Forderung der Beschäftigten nach zusätzlichen Abfindungsleistungen weiterhin an die FR-Gesellschafter, die Mediengruppe DuMont Schauberg (MDS) und die SPD-eigene Medienholding DDVG, zu richten. Die gerade von der SPD öffentlich immer wieder geforderte soziale Verantwortung in der Unternehmensführung müsse sie auch als Anspruch an sich selbst anlegen. "Um glaubwürdig zu bleiben, wenn sie Arbeitnehmerrechte und soziale Verantwortung von anderen einfordert, sollte die SPD zuerst in ihrem eigenen Unternehmen für das Schicksal der Kolleginnen und Kollegen in die Verantwortung gehen", unterstrich Werneke. In den vergangenen Tagen habe es mit den Gesellschaftern Verhandlungen über Abfindungen gegeben. "Die Beschäftigten haben in mehreren Sanierungstarifverträgen wiederholt auf Gehaltsbestandteile verzichtet, damit der FR immer wieder Luft verschafft und im Insolvenzverfahren ihre Beiträge in der Investorensuche geleistet. Die Kolleginnen und Kollegen erwarten für ihre Leistungen und Betriebstreue nun von MDS und SPD mehr als die Miniabfindung aus dem Insolvenz-Sozialplan."

Als begrüßenswerter Beitrag zur Milderung der sozialen Härten sei die Freigabe bisher schon zugesagter Finanzierungsbeiträge der Gesellschafter MDS und DDVG zu werten, die ab Anfang Februar nun erst mal den vorläufigen Betrieb in Druckerei und Verlag weiterhin gewährleisten und das Zustandekommen einer von ver.di geforderten Transfergesellschaft ermöglichen sollen.

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Quelle:
Presseinformation vom 30.01.2013
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christiane Scheller - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2013