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FESTIVAL/238: goEast-Festival - Der Austausch wird intensiver (DIF)


Der Austausch wird intensiver

Gründung einer Interessensgruppe beim Forum "Deutsch-Russische Koproduktionen" des goEast-Filmfestivals in Wiesbaden zur engeren Zusammenarbeit von Produzenten beider Länder


Russische und deutsche Filmproduzenten wollen künftig enger zusammenarbeiten, mit diesem Ergebnis endete das goEast-Forum "Deutsch-Russische Koproduktionen" im Rahmenprogramm des 7. Petersburger Dialogs in Wiesbaden. In der hessischen Landeshauptstadt hatten sich am vergangenen Freitag, 12. Oktober, rund 40 Produzenten, Vertreter der staatlichen Filmförderungen und Filmschaffende aus Russland und Deutschland auf Einladung des Filmfestivals goEast getroffen. Sie beschlossen die Gründung einer Interessensgruppe mit je sechs russischen und deutschen Produzenten. Diese soll daran arbeiten, die Rahmenbedingungen für Koproduktionen zwischen den beiden Ländern zu verbessern und Ansprechpartner für die Politik sein. In den vergangenen zehn Jahren hatte es 13 deutsch-russische Koproduktionen gegeben. Das erste Treffen der Gruppe ist bei den Internationalen Filmfestspielen 2008 in Berlin geplant. Christine Kopf, goEast-Leiterin und Initiatorin des Forums, lud außerdem zu einem weiteren Treffen beim 8. Festival des mittel- und osteuropäischen Films im April 2008 nach Wiesbaden ein.

Das goEast-Forum zeigte deutlich, wie wenig Wissen über die staatliche Filmförderung im jeweils anderen Land vorhanden ist: Das deutsche föderale System mit seiner Aufteilung in Bundesmittel der Filmförderungsanstalt (FFA) und Fördermittel der Länder scheint von außen kompliziert, das russische System ist für deutsche Produzenten wenig transparent. Peter Dinges, der Leiter der FFA, will daher im ersten Schritt Informationsblätter über die deutsche Förderung in Russisch übersetzen lassen und auf der FFA-Website veröffentlichen.

Deutschland investiert jährlich etwa 290 Millionen, Russland rund 70 Millionen Euro in die heimische Filmförderung. Sergej Lazaruk, der Leiter der Föderalen Agentur für Kultur und Kinematografie in Moskau, versprach, Ende des Jahres bei einer Ausschreibung zur Förderung von Koproduktionen zwischen Russland und Europa Projekte mit Deutschland besonders zu berücksichtigen, da das in Ausarbeitung befindliche Filmabkommen zwischen den Ländern sehr ernst genommen werde. Bis zum Abschluss des Filmabkommens will die in Wiesbaden gegründete Interessensgruppe regelmäßig nachfragen, wie weit die Planungen gediehen sind. Außerdem möchte sie die im Arbeitsalltag entscheidenden Probleme im Bereich Zoll, Geldtransfer und Visa benennen, Lösungsvorschläge aufzeigen, und weitere Vorschläge ausarbeiten, wie die Zusammenarbeit zwischen den Ländern verstärkt werden kann.

Sowohl deutsche als auch russische Produzenten wünschen sich, dass die in beiden Ländern gültige "Territorialisierungsvoraussetzung", also die Bedingung, in den Ländern, die Fördergelder ausschütten, auch drehen zu müssen, künftigen Koproduktionen nicht entgegensteht. Karl Baumgartner, einer der aktivsten deutschen Produzenten in der Zusammenarbeit mit Mittel- und Osteuropa, betonte den Stellenwert von Koproduktionen für die Erschließung von Kinomärkten. Mit einem sogenannten "deutschen Ursprungszeugnis" für den Film ergibt sich für deutsche Koproduzenten u.a. auch die Möglichkeit, Verleihförderung zu beantragen und damit eine reale Chance für russische Filme, ins deutsche Kino zu kommen. Mehrere russische Produzenten betonten die Vorteile der Möglichkeit, in Deutschland auch Fördergelder für Projektentwicklung beantragen zu können, dies bietet die russische Filmförderung nicht.

Die Forumsteilnehmer formulierten insgesamt ein hohes Interesse daran, sich regelmäßig zu treffen. Gewünscht sind neben konkreten Fortbildungskursen für Produzenten auch runde Tische, an denen inhaltliche Fragen geklärt werden können wie: Welche Filme werden in Deutschland/Russland unterstützt? Welche Themen interessieren Zuschauer in beiden Ländern? Wie verhält es sich mit der Förderung von Arthouse-Projekten? Das Interesse am Filmschaffen des jeweils anderen Landes zeigt sich nicht nur am Erfolg von WÄCHTER DER NACHT (Timur Bekmambetov, Russland 2004) in Deutschland, sondern auch an der deutschen Produktion DAS LEBEN DER ANDEREN (Florian Henckel von Donnersmarck, Deutschland 2005/06), die bereits 370.000 Dollar im russischen Kino eingespielt hat und auch im Fernsehen sehr gute Quoten verzeichnete.

goEast dankt der Föderalen Agentur für Kultur und Kinematografie, Moskau, der Gilde der Produzenten Russlands, dem Fonds für soziale und wirtschaftliche Unterstützung der russischen Kinematografie, der Filmförderungsanstalt Berlin, dem Land Hessen, der Wintershall Holding AG, Skoda Auto Deutschland und der Spielbank Wiesbaden für die freundliche Unterstützung des Forums "Deutsch-russische Koproduktionen".


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Quelle:
Pressemitteilung: Frankfurt / Wiesbaden, 14. Oktober 2007
Veranstalter: Christine Kopf, Deutsches Filminstitut - DIF
Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main
Telefon: +49-69 / 961 220 650
Mail: info@filmfestival-goEast.de
Internet: www.filmfestival-goEast.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2007