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BERICHT/114: Wenn Journalisten ins Visier von Stalkern geraten (Thieme)


Thieme Verlag - FZMedNews - Montag, 14. Januar 2008

Wenn Journalisten ins Visier von Stalkern geraten


fzm - Neben "Promis" und Psychotherapeuten können auch Journalisten Gefahr laufen, berufsbedingt zum Ziel von Stalkern zu werden - von Menschen, die anderen beharrlich nachstellen, sie belästigen oder sogar bedrohen. Wenn etwa investigative Journalisten Skandale im kriminellen Milieu aufdecken oder über Sekten recherchieren, kann dies zum Auslöser von Stalkingattacken werden. Nach einer Umfrage in der Fachzeitschrift "Das Gesundheitswesen" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007) gehen viele Journalisten viel zu leichtfertig mit dieser Situation um.

Um sich ein Bild von der Gefährdung dieser exponierten Berufsgruppe zu machen, wandte sich Professor Harald Dressing vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim an die Nutzer des Informationsdienstes Wissenschaft (idw). Über dieses populäre Internetportal informieren Universitäten und Forschungseinrichtungen Journalisten über Fortschritte in Medizin und Naturwissenschaften. Insgesamt 493 Journalisten füllten einen Fragebogen aus, den Dressing im idw-Portal platziert hatte: Jeder neunte gab an, schon einmal privat von einem Stalker belästigt worden zu sein. Dies entspricht der Häufigkeit des Stalkings in der Allgemeinbevölkerung. Denn dass Menschen über Wochen oder Monate ausspioniert, verfolgt, belästigt, bedroht oder auch körperlich attackiert werden, ist keinesfalls selten. Das Anti-Stalking-Gesetz vom November 2006 hat nach Ansicht von Dressing daher durchaus seine Berechtigung.

Einige wenige Journalisten wurden auch aufgrund ihres Berufes verfolgt. Diese Fälle lieferten Professor Dressing erste wichtige Erkenntnisse zum Berufsrisiko "Stalking". Dauer, Methoden und auch die gesundheitlichen Folgen waren die gleichen wie beim Stalking im Privatbereich. Aber es gab auch wichtige Unterschiede. Während im Privatbereich meistens Frauen belästigt werden, sind die berufsbedingten Stalking-Opfer meistens Männer. Viele nehmen die verbalen Attacken und lästigen Anrufe auf die leichte Schulter und unterliegen nach Erfahrung des Experten damit einer Fehleinschätzung. Bis zu 50 Prozent aller Stalker setzen ihre Drohungen irgendwann in die Tat um, wenn sie nicht rechzeitig gestoppt werden, warnt Professor Dressing. Sehr schnell könne die Gewalt eskalieren und im Extremfall sind selbst Tötungen möglich. Auch wenn es in der Umfrage unter den Wissenschaftsjournalisten keine Fälle von Körperverletzungen gab, rät Dressing dringend zu einem professionellen Umgang mit Stalkern. Es sei wichtig, Situationen, die zum Stalking führen könnten, rechtzeitig zu erkennen und die richtigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Den Verlagen rät Dreßing ihre Mitarbeiter durch schriftliche Informationsbroschüren und betriebliche Fortbildungen zu schulen, bevor die Journalisten als Stalking-Opfer selbst in die Schlagzeilen geraten.

H. Dressing et al.:
Werden Journalisten häufiger Stalkingopfer?
Erste empirische Untersuchungsergebnisse.
Das Gesundheitsweisen 2007; 69 (12): S. 699-703


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Quelle:
FZMedNews - Montag, 14. Januar 2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2008