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VORWÄRTS/1036: Munteres Geschäften unter Antiimps


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr.27/28 vom 18. Juli 2014

Munteres Geschäften unter Antiimps

Von David Hunziker



Vor einer Woche landete Russlands Präsident Wladimir Putin auf Kuba, wo er eine kleine Rundreise durch Lateinamerika begann. Zu der derzeit Intensivierten Annäherung an die karibischen KommunistInnen treiben Russland vor allem wirtschaftliche Interessen.


Kurz vor Putins Abreise nach Kuba hat Russland dem kommunistischen Land ein selten grosses Geschenk gemacht: Die Duma ratifizierte ein Abkommen, das Kuba 90 Prozent seiner Schulden bei Russland erlässt. Dabei handelt es sich um einen Betrag von 31,7 Milliarden Dollar. Der Betrag kam dadurch zustande, dass Russland die immense, von der Sowjetunion geleistete Entwicklungshilfe an Kuba Anfang der 90er Jahre in Rechnung stellte. Dem entsprechend waren die Beziehungen zwischen Russland und Kuba in dieser Zeit in einem Rekordtief.

Spätestens der nun beschlossene Schuldenerlass zeugt davon, dass es mit der Staatenfreundschaft wieder aufwärts geht. Bereits in früheren Jahren hatte Putin die Beziehungen zu Kuba jedoch wieder intensiviert. Mit der Ukraine-Krise und den auf die Annexion der Krim gefolgten Wirtschaftssanktionen des Westens hat sich die Dringlichkeit zu diesen Beziehungen für Russland verstärkt. Putin sucht intensiv nach neuen Partnern für den Energiehandel. Der 400-Milliarden-Dollar-Gasvertrag mit 30 Jahren Laufzeit mit China war der erste Schritt in diese Richtung.

Und nun wird das Vorhaben also in Kuba fortgesetzt. Bereits im Mai haben Russland und Kuba einen Vertrag abgeschlossen, der dem russischen Ölkonzern Rosneft den Abbau von grossen Ölvorkommen vor der kubanischen Küste zusichert. Auch sollen die russischen Öllieferungen nach Kuba zunehmen, was für Kuba wiederum sehr wichtig ist, das seine starke Abhängigkeit vom venezolanischen Öl reduzieren will.

Seit Raúl Castro in Havanna das Zepter übernommen hat, flirtet der kommunistische Inselstaat vermehrt mit dem Kapitalismus. Ein Beispiel dafür ist auch die in der Stadt Mariel eingerichtete Sonderwirtschaftszone, in der erst letztes Jahr der grösste Containerhafen der Karibik fertiggestellt wurde. Ermöglicht wurde das Bauprojekt durch lockere Bestimmungen bezüglich Investitionen aus dem Ausland. So konnte die brasilianische Firma Odebrecht etwa 600 Millionen US-Dollar in den Hafen investieren. Zukünftig sollen eben auch russische Rubel nach Mariel fliessen.

Die weiteren Stationen auf Putins Reise waren Argentinien und Brasilien. In Argentinien ist Russland im Rennen um den Bau von zehn Wasserkraft- und einem Atomkraftwerk und in Brasilien schaute sich Putin erst einmal den WM-Final an - dass er Sport liebt, wissen wir ja - und traf sich dann mit Präsidentin Dilma Rousseff.

Vergangene Woche dann fand in Brasilien der sechste Gipfel der Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) statt, an dem die Etablierung einer alternativen Weltbank vorangetrieben wurde, die als ein Gegenprojekt zur US-dominierten Weltbank gesehen wird.

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 27/28 - 70. Jahrgang - 18. Juli 2014, S. 6
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2014