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KAZ/313: Eike Kopf - Schatten unter der Lampe, Teil 1


KAZ - Kommunistische Arbeiterzeitung, Nr. 369, Dezember 2019
Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker vereinigt euch!

Schatten unter der Lampe (Teil 1)
Vorlesung zu den Bänden II/15 und I/5 der MEGA2

von Prof. Dr. Eike Kopf


"Schatten unter der Lampe" war ein Diskussionsbeitrag von Prof. Eike Kopf auf einem Treffen im Zentralen Übersetzungsbüro beim ZK der KP Chinas in Beijing am 4. April 2019 mit dem neuen (westdeutschen) Leiter der MEGA-Arbeitsstelle bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Ein Blick auf die deutschen Mitglieder der Redaktionskommission und des Wissenschaftlichen Beirates der neuesten erschienenen Bände der MEGA (seit 2017) zeigt, dass auch in diesem Bereich eine Art Delegitimierung und Okkupation der DDR praktiziert wurde - wie auch an allen Universitäten und Hoch- und Fachschulen der DDR. Das hat auf spezifische Weise verdeutlicht, dass Klassen und Klassenkampf gegenwärtig reale Erscheinungen sind.


Warum berührt mich die Thematik auch persönlich? Seit 1961 studierte ich am Institut für Philosophie der Universität Jena in der Deutschen Demokratischen Republik Philosophie. 1966 verteidigte ich dort erfolgreich die Diplomarbeit über die Wirkungsgeschichte des "Kapitals" von Karl Marx von 1867 bis 1872. Mein wissenschaftlicher Betreuer Prof. Georg Mende, der ein Buch über die Entwicklung von Marx vom bürgerlichen Demokraten zum proletarischen Kommunisten geschrieben hatte, das auch ins Chinesische übersetzt worden war, vermutete wegen Marx' entsprechender Klage, dass die bürgerlichen Ideologen dem 1867 erschienen Hauptwerk von Marx eine "Verschwörung des Schweigens" entgegengesetzt habe, dass wenige, aber für eine Diplomarbeit genug Quellen zu finden sein würden.

Ich schrieb nach dem Studium des Briefwechsels von Marx aus den genannten Jahren an zahlreiche deutsche und ausländische Bibliotheken, Institute und Personen. Zur Zeit der Verteidigung meiner Diplomarbeit Mitte 1966 hatte der Eingang von erbetenen Fotokopien derart zugenommen, dass mich der Rektor der Universität in eine Aspirantur von einem Jahr aufnahm.

Tatsächlich verteidigte ich im Juni 1967 an derselben Fakultät der Universität Jena, die Marx am 15. April 1841 in Abwesenheit zum Doktor der Philosophie promoviert hatte, ebenfalls zum Dr. phil. mit einer Dissertation von etwa 200 Seiten. Das war zufällig der 100. Jahrestag des ersten Erscheinens von Marx' "Kapital". Die Arbeit wurde daher auch 1968 in Berlin auf der Leistungsschau der Studenten und jungen Wissenschaftler der DDR gezeigt.

Ab August 1967 arbeitete ich als Dozent und ab 1982 als Professor für Philosophie in der Ausbildung von Diplomlehrern unseres Landes. Ab Herbst desselben Jahres gründete und leitete ich für Studenten und Aspiranten die Forschungsgruppe "Marx-Engels-Forschung" der Pädagogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen.

Die veröffentlichten Ergebnisse wurden auch im Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zu Berlin bekannt. Es begann eine enge und ergebnisreiche Zusammenarbeit. Mit Prof. Heinrich Gemkow und Dr. Hannes Skambraks arbeitete ich am engsten zusammen und wurde in den neu gegründeten Wissenschaftlichen Rat für Marx-Engels-Forschung der DDR berufen.

1978 wurde die von mir geleitete Forschungsgruppe gebeten, in enger Zusammenarbeit mit Hannes Skambraks den Band II/5 der MEGA2 zu bearbeiten, der die 1. deutsche Auflage des I. Bandes des "Kapitals" von 1867 enthalten sollte. Wir arbeiteten zielstrebig. Der Band erschien im 100. Todesjahr von Marx 1983.

­... Nun wurden wir gebeten, den Band II/8 der MEGA2 zu bearbeiten, der die 3. deutsche Auflage des I. Bandes des "Kapitals" von 1883 sowie die Kurzfassung von Johann Most zum "Kapital" enthalten sollte. Da nun Hannes Skambraks am Zentralen Übersetzungsbüro (CCTB) in Beijing als ausländischer Experte bei der auf 70 Bände berechneten zweiten chinesischen Ausgabe der Werke von Marx und Engels half, wurde Dr. Rolf Hecker aus Berlin unser engster Berliner Berater und Mitarbeiter. Der Band II/8 erschien planmäßig 1989. Ich befürwortete in meinem Gutachten die Berufung von Rolf zum Professor.

Am 15. März 1989 wurde folgende Vereinbarung geschlossen: "Um zum 100. Jahrestag des Erscheinens des dritten Buches des 'Kapitals' von Marx im Jahre 1994 und Engels' Todestag im Jahre 1995 mit würdigen Beiträgen in Erscheinung treten zu können, überträgt die Marx-Engels-Abteilung des IML (nachfolgend: Auftraggeber) der MEGA-Forschungsgruppe (...) Erfurt/Mühlhausen (nachfolgend: Auftragnehmer), die auf diesem Gebiet bereits große Erfahrungen erworben hat, die selbständige und verantwortliche Bearbeitung des Bandes II/15 der II. Abteilung der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA), der die Druckfassung des dritten Bandes des 'Kapitals' von Karl Marx, herausgegeben 1894 von Friedrich Engels, im Umfang von 902 Druckseiten enthält. (...) Der Auftragnehmer verpflichtet sich, (...) ab 15.9.1991 die Begutachtung des Textes und des Entwurfs des Apparates zu ermöglichen."

­... Gegen Ende des Jahres 2019 wird in Deutschland mit großem propagandistischen Aufwand "30 Jahre Mauerfall" und danach gefeiert werden. Jüngere Leute werden schwer verstehen, worum es ging.

­... Wieso gab es in Berlin eine Mauer? Aufgrund des Abkommens der Siegermächte Sowjetunion (UdSSR), USA, Großbritannien und Frankreich vom August 1945 in Potsdam (südwestlich von Berlin) und des Fehlens einer deutschen Regierung des Deutschen Reiches, das 1939 den Krieg gegen Polen und ab 1941 gegen die UdSSR begonnen hatte und um die Gebiete östlich der Flüsse Oder und Neisse verringert worden war, sollte es bis zum Abschluss eines Friedensvertrages die sowjetische, amerikanische, britische und französische Besatzungszonen geben, um die Einhaltung des Abkommens zu kontrollieren. Dazu wurde in Berlin ein alliierter Kontrollrat der 4 Mächte geschaffen.

­... Zum Schutz der 4 Chefs wurden in Berlin Schutztruppen stationiert (Militärmissionen). Eine feste kontrollierte Grenze gab es jahrelang in Berlin, das sich innerhalb der Sowjetischen Zone befand, nicht. Es gab an den betreffenden Straßen nur große weiße Tafeln, auf denen z.B. geschrieben war: "Achtung, in 300 Metern verlassen Sie den amerikanischen Sektor" und auf der gegenüberliegenden Seite: "Achtung, in 300 Metern verlassen Sie den demokratischen Sektor". Alle Versuche der Sowjetunion, auf einer internationalen Konferenz zu einem Friedensvertrag mit Deutschland zu gelangen, wurden von den Westmächten abgelehnt.

­... In den Westzonen war im Mai 1949 das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (BRD) unterzeichnet worden (es gilt bis heute als Verfassung).

­... In der Sowjetischen Besatzungszonen konstituierte sich als Parlament, die Volkskammer, und rief am 7. Oktober 1949 - eine Woche nach Ausrufung der Volksrepublik China - die Deutsche Demokratische Republik (DDR) aus, die eine Woche später, wie auch die UdSSR, die junge Volksrepublik China diplomatisch anerkannte.

­... In den drei Westzonen wurde 1948 eine neue Währung (D-Mark) eingeführt. Die BRD wurde dann Mitglied der NATO und von den Westmächten gezielt als "Speerspitze" im sogenannten "kalten Krieg" gegen die Sowjetunion ausgebaut und sollte später auf ganz Deutschland erweitert werden.

­... Die DDR wurde daraufhin Mitglied im Warschauer Verteidigungsbündnis unter Führung der UdSSR. Letztere wurde unser stärkster Bündnispartner und Rohstofflieferant.

­... Weil in Potsdam 1945 vereinbart worden war, dass die Siegermächte für die erlittenen Verluste im Kriege durch Spezialisten, Rohstoffe, Materialien, Patente usw. aus ihren deutschen Besatzungszonen entschädigt werden, musste die Bevölkerung der DDR, die von einem Viertel der Gesamtbevölkerung bewohnt wurde, allein für die umfangreichen Vernichtungen, die durch die deutschen Truppen in der UdSSR verursacht worden waren, Reparationen liefern. Daher war das Leben für die Bevölkerung in der DDR schwieriger als in den drei Westzonen.

Über die offene Grenze vom Demokratischen Sektor in Berlin, der seit 1949 zugleich Hauptstadt des neuen volksdemokratischen Staates DDR war, wurde der Aufbau vor allem der DDR, aber auch anderer europäischer Volksdemokratien sabotiert. In Westberlin waren mehr als einhundert Spionageorganisationen (z.B. "Ostbüro der SPD"!) und Hetzsender ansässig. Sie organisierten maßgeblich mit Losungen, Termin- und Handlungsanweisungen die Unruhen in der DDR am 17. Juni 1953, die in der Hauptstadt mit Hilfe sowjetischer Truppen (kurz zuvor, im März, war in der UdSSR J.W. Stalin gestorben). Die Truppen der DDR, die bis dahin unbewaffnet waren (in ihren Pistolentaschen befand sich das Frühstück), konnten nun auch eigene Waffen tragen.

An den deutschen Staatsgrenzen standen sich der Bundesgrenzschutz der BRD und die Nationale Volksarmee der DDR gegenüber. Der Grenzverlauf wurde dann ab Dezember 1972 durch den Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR sowie durch eine gemeinsame Grenzkommission 1973 bestätigt. In Berlin und Bonn wurden Ständige Vertretungen (eine Form diplomatischer Einrichtungen) eingerichtet. Beide deutsche Staaten wurden daraufhin 1973 gleichzeitig Mitglieder der Organisation der Vereinten Nationen (UNO). Die DDR war zeitweise nichtständiges Mitglied im UNO-Sicherheitsrat. Erich Honecker saß 1975 als Vorsitzender des Staatsrates der DDR auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa zu Helsinki/Finnland neben dem Präsidenten der USA Gerald Ford und dem Kanzler der BRD Helmut Schmidt. Nahezu 100 Staaten, darunter Großbritannien, Frankreich, Österreich, Italien und Japan erkannten die DDR diplomatisch an.

Schiffe der volkseigenen Seereederei der DDR transportierten Güter in über 120 Länder auf allen Kontinenten. Jedes Frühjahr und jeden Herbst trafen sich in Leipzig auf der größten internationalen Handelsmesse Geschäftsleute und Firmenvertreter aus aller Welt. Die DDR war ein zuverlässiger Vertragspartner. Durch Regierungvereinbarungen wurden Facharbeiter z.B. aus Vietnam, Kuba, Chile und afrikanischen Ländern in der DDR korrekt in die Betriebsbelegschaften eingegliedert und ausgebildet. Die DDR war neben der UdSSR das industriell entwickeltste Land im RGW. Wir bauten übrigens auch U-Bahnstrecken in Beijing und Shanghai.

Was Berlin betrifft, so kommt noch hinzu, dass der DDR über die offene Grenze zu Westberlin wirtschaftlich enorm geschadet wurde. Der Bundeskanzler Adenauer lehnte einen weiteren Ausbau der Oberschulen in der BRD mit der Begündung ab, man hole sich die benötigten Abiturienten und Facharbeiter aus der DDR. Das betraf auch Spezialisten der verschiedensten Produktions- und Ausbildungseinrichtungen.

Die westdeutsche D-Mark tauschten Wechselstuben in Westberlin gegen 5 bis 8 DDR-Mark, womit die westdeutschen und Westberliner Besucher in der Hauptstadt der DDR, aber auch in Westberlin stationierte westliche Militärs hochwertige Nahrungsmittel und Industrieerzeugnisse der DDR einkauften.

International spitzte sich wegen der entwickelten Atomwaffen und ihrer Trägerraketen die Situation zwischen kapitalistischen und sozialistischen Ländern (1959 kam mit seiner Revolution auch Kuba zum sozialistischen Lager) derartig zu, dass die Führung des Warschauer Vertrages kurzfristig beschloss, am 13. August 1961 die Staatsgrenze der DDR zu Westberlin zu befestigen, wozu dann im Laufe der folgenden Monate auf DDR-Gebiet eine Mauer gebaut wurde. So wie es die Hauptfunktion von Brücken ist, zu verbinden, ist es die Hauptfunktion von Mauern, zu schützen. Wir waren 1961 nicht die ersten Menschen, die das begriffen. Ich erinnere nur an die Große Mauer in China oder an die Tatsache, dass sich auch alle Städte in Europa durch Mauern geschüzt haben. Durch die kontrollierten Ein- oder Durchgänge war eine geordnete und normale Situation geschaffen.

Die jahrelang abends oder an arbeitsfreien Tagen vor allem durch zwei moderne starke westdeutsche Fernsehsender (ARD, ZDF) beeinflusste DDR-Bevölkerung glaubte den westdeutschen Märchen, dass es keinem DDR-Bürger nach Beseitigung der Staatsgrenze zwischen DDR und BRD schlechter, sondern nur besser gehen werde und sich "blühende Landschaften" entwickeln werden.

­... Losungen und Termine für Demonstrationen wurden über diese Medien vermittelt, die - beginnend montags in Leipzig - anschließend genauso in anderen Städten wiederholt wurden. Dann wurden auch nach und nach immer mehr bisher leitende Funktionäre der SED und der staatlichen Organe der DDR an den Pranger gestellt.

­... Kurz vor ihrem 40. Gründungstag ergab sich die DDR, repräsentiert inzwischen durch Überläufer in der SED, Volkskammer und Regierung, und hörte mit dem Beitritt zur BRD auf zu existieren.

Als hätten die Akteure den Marxismus begriffen, beseitigten sie zuerst die ökonomische Grundlage unseres sozialistischen Staates, nämlich das Volkseigentum. Die dazu geschaffene Institution nannte sich "Treuhandanstalt". Sie hatte dafür zu sorgen, dass mehr als 90% davon nicht privat in die Hände von DDR-Bürgern verkauft werden. Innerhalb weniger Monate gab es bei uns, die wir aus der DDR überhaupt keine Arbeitslosenversicherung und Arbeitsämter kannten, Millionen Arbeitslose. Die von Bundeskanzler Kohl versprochenen "blühenden Landschaften" gibt es bis heute nicht. Die Gebiete wurden großenteils de-industrialisiert. Tausende Wanderarbeiter "pendeln" montags bis freitags in die westdeutschen Bundesländer.

Ortschaften ohne nenneswerte Industrie veröden und veralten. Sie mögen farblich schöner aussehen als in der DDR; sie erinnern mich an gepflegte und saubere Friedhöfe.

Tausende Angehörige der Intelligenz, alle Hochschullehrer aus den Bereichen Geschichte, Philosophie, Ökonomie, Pädagogik, Psychologie, Wissenschaftlicher Kommunismus, Polytechnik, alle Abgeordneten der Bezirkstage und der Volkskammer der DDR aus den Parteien und Massenorganisationen wurden entlassen. Das Institut für Marxismus-Leninismus (IML) beim ZK der SED in Berlin, neben dem ZK der KPdSU in Moskau eines der zwei Herausgeberinstitute der MEGA2 wurde "abgewickelt", d. h. aufgelöst. Außer am IML Berlin arbeiteten Forschungsgruppen an der Akademie der Wissenschaften der DDR zu Berlin, an den Universitäten Halle, Erfurt/Mühlhausen, Berlin, Jena und Leipzig an Bänden der MEGA2.

Allen wurde gekündigt. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 40 Bände erschienen.

­... Tausende Wissenschaftler aus vielen Ländern, vor allem aus Japan, erklärten in Briefen an den Bundespräsidenten, den Bundeskanzler und den Bundestag, dass es eine Kulturschande wäre, wenn auch die zweite MEGA ein Torso, d.h. ein unvollendeter Körper bliebe. Der Kanzler Kohl antwortete, dass er als Historiker wisse, welche Bedeutung Marx und Engels im 19. Jahrhundert gehabt haben. Das sehe man auch daran, dass es in Trier das Karl-Marx-Haus und in Wuppertal das Engels-Haus gibt. Die jährlich im Herbst tagende Konferenz der deutschen Akademien solle eine Evaluierung (Bewertung) der erschienenen Bände vornehmen. Wenn sie modernen wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden, könne er sich vorstellen, dass zukünftig 6 bis 8 Vollzeit-Arbeitsplätze durch Bund und Länder finanziert werden.

Nach dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 wurde uns Bearbeitern der MEGA2 zum 31.12.1990 die Arbeit an der Hochschule gekündigt. Wir mussten dort die Arbeitsplätze räumen, bearbeiteten auf eigene Rechnung im Stadtarchiv Mühlhausen/Thüringen gemäß der Vereinbarung den Band II/15 und legten fristgerecht gemäß Editionsrichtlinien - wie bis dahin üblich - 5 maschinenschriftliche Exemplare des Textes und des Apparates der inzwischen gegründeten Internationalen Marx-Engels-Stiftung zu Amsterdam vor.

Die akademische Prüfung hatte ergeben, dass trotz einiger ideologischer Mängel die MEGA2-Bände modernen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. In der Zeitung wurden 7 Vollarbeitsstellen ausgeschrieben. Bis zum angegebenen Termin hatten sich 219 Wissenschaftler dafür beworben. Von ihnen wurden 25 nach Berlin vor eine Kommission zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Für die Kommissionsmitglieder gab es die Orientierung, keinem DDR-Hochschullehrer eine Stelle zu geben. Ich legte unsere neuen Manuskripte vor und erhielt dennoch keine Stelle, nur einen "Werkvertrag" über eine lächerlich geringe Summe bei Abgabe.

Nachdem das Manuskript von den Herausgebern der MEGA unberührt blieb und ich als offiziell Arbeitsloser zur Arbeit in China ab September 1997 eingeladen worden war, wurde ich seitens der MEGA-Leitung gebeten, das Manuskript aus der Papierform in die Form von Computerdateien zu bringen, was bis Sommer 1997 auch geschah. Bei Übergabe der Dateien wurde ihm mitgeteilt, dass man seine Einführung unbesehen nicht nehmen werde, sie werde von einem Autor aus Frankfurt am Main verfasst.

Der Band II/15 der seit 1975 erscheinenden zweiten Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA2) schließt die Abteilung "Das Kapital" und Vorarbeiten ab.[1] Er erschien im Jahre 2004, zehn Jahre später als ursprünglich vereinbart. Nur noch ich als der Leiter des Bandes wurde nun neben 3 Bearbeitern der Arbeitsstelle an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit auf dem neuen Titelblatt genannt, die anderen Mitbearbeiter aus Erfurt und Mühlhausen wurden nur unter den Editorischen Hinweisen am Ende der Einführung erwähnt (S. 914).


Anmerkung

[1] Siehe Karl Marx/Friedrich Engels Gesamtausgabe (MEGA). Zweite Abteilung "Das Kapital" und Vorarbeiten, Band 15: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band. Hamburg 1894. Akademie Verlag 2004.

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Quelle:
KAZ - Kommunistische Arbeiterzeitung, Nr. 369, Dezember 2019, S. 21-23
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2019

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