KAZ - Kommunistische Arbeiterzeitung, Nr. 337, Dezember 2011
Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker vereinigt euch!
Keynes' Märchen von der Wirtschaftslenkung im Kapitalismus
Die deutsche Wirtschaft konnte in der Belebung nach 2009 ihre Exportabhängigkeit nicht verringern. Durch die von Sozialdemokraten vielkritisierte starke Exportabhängigkeit war 2009 der Produktionsrückgang in der Krise in Deutschland stärker als in vergleichbaren, weniger exportabhängigen Ländern ausgefallen. Hier zeigt sich die Illusion, die kapitalistische Wirtschaft sei "keynesianisch" planbar. Solange Privateigentum an den Produktionsmitteln der Großkonzerne besteht, bestimmen die, wo es hingeht. Der Staat greift ein, wo es den stärksten Konzernherrn nützt. Die Predigt "mit höheren Löhnen die Inlandsnachfrage stärken" musste so im keynesianischen Propagandanebel verschallen, ungehört vom Siemens-Clan und der SAP-Clique, den BMW-Quandts, den VW-Porsche-Piëchs, den BASF-, Bayer- und Daimler-Aktionären, die dem kapitalistischen Konkurrenzgesetz gehorchen müssen, entweder Maximalprofite einzufahren oder unterzugehen. Und den Maximalprofit erzielen die Privateigentümer nicht indem sie ihren Arbeitern höhere Löhne zahlen, sondern indem sie die Waren absetzen. Und wenn die Kaufkraft im Inland nicht da ist, muss sie im Ausland gesucht werden. Die Interessen der exportorientierten Konzerne überwiegen in Deutschland. Deshalb hat sich an der Exportlastigkeit der deutschen Volkswirtschaft nichts geändert.
Durch die ungleichmäßige Entwicklung der importierenden Länder hat sich aber die Struktur der deutschen Exporte verändert.
Als erstes ist zu beobachten, dass China als einziges Land auch 2009 mehr Exporte aus Deutschland aufnahm als 2008. Von 2008 auf 2010 stieg die Ausfuhr nach China, die um das Jahr 2000 herum noch vernachlässigbar war, auf eine Stufe mit den größten Exportländern inklusive USA, nur nach Frankreich geht noch deutlich mehr. Wegen der Außenhandelspolitik der VR China ist anzunehmen, dass der Außenhandelsanteil an der Gesamtwirtschaft Chinas zwar sinken wird, aber in absoluten Zahlen weiter zunimmt, und das überproportional nach Deutschland. Dadurch wird China in den nächsten Jahren wahrscheinlich der größte Waren-Exportmarkt für Deutschland. Der Anteil der EU insgesamt am Export ist immer noch bei weitem am größten, ist aber von 2008 auf 2010 von 63% auf 60% gesunken. Der Anteil der USA ist auf das Niveau der großen Exportmärkte nach Frankreich wie Großbritannien und die Niederlande, Italien und eben China gesunken. Wegen der Finanzkrise, die notwendig im Zusammenhang mit der zyklischen Krise immer wieder aufflammen muss(2) ist mit Konsolidierung weder der USA- noch der EU-Märkte zu rechnen. Das wissen auch die Entscheidungsträger der Clans der deutschen Finanzoligarchie: Sie zahlen nun nicht etwa ihren Arbeitern bessere Löhne, sondern bauen neue Produktionskapazitäten gleich dort, wo die Löhne noch niedriger sind und die Märkte noch wachsen.
Export aus Deutschland Mrd €
|
2008
|
2009
|
2009
|
2010
|
2010
|
BIP zum Vergleich
Gesamtexport aus D EU Davon Frankreich Niederlande Großbritannien Italien Österreich Belgien Spanien Große 7 EU Länder China mit Hong Kong Russ. Föderation Indien Brasilien USA EU + BRIC(1) + USA |
2481
984 623 94 66 64 62 55 50 43 434 39 32 8 9 71 782 |
2397
803 501 81 52 53 51 46 42 31 356 41 21 8 7 54 632 |
-84
-181 -122 -13 -14 -11 -11 -9 -8 -12 -78 +2 -11 0 -2 -17 -150 |
2498
960 578 91 63 60 59 55 46 34 416 59 26 9 10 66 748 |
+101
+157 +77 +10 +11 +7 +8 +9 +4 +3 +60 +18 +5 +1 +3 +12 +116 |
Exportländer, Quelle Destatis, Stat. Jahrbuch 2011, Kap. 18 Außenhandel
Anmerkungen
(1) Brasilien, Russland, Indien und China
(2) siehe Artikel zur Krise in dieser KAZ: 'Vorwärts und nie vergessen'.
*
Quelle:
KAZ - Kommunistische Arbeiterzeitung, Nr. 337, Dezember 2011, S. 19
Herausgeber und Verlag:
Gruppe Kommunistische Arbeiterzeitung, Selbstverlag
Anschrift: KAZ-Redaktion, Reichstraße 8, 90408 Nürnberg
Tel.: 0911/356 913, Fax: 0911/356 913
E-Mail: gruppeKAZ@aol.com
Internet: www.kaz-online.de
KAZ erscheint viermal jährlich.
Einzelpreis: 1,50 Euro
Normalabo: 10,00 Euro, Sozialabo: 7,70 Euro.
Förderabo: mindestens 20,00 Euro.
veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Januar 2012