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GLEICHHEIT/3042: Riesige Ölpest war vorhersehbar


World Socialist Web Site
Herausgegeben vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale

Versagen von Blow Out Preventern nicht ungewöhnlich
Riesige Ölpest war vorhersehbar

Von Joe Kishore
4. Mai 2010
aus dem Englischen (3. Mai 2010)


Am 20. April explodierte die Ölförderplattform Deepwater Horizon, und seither breitet sich ein riesiger Ölteppich aus, der die US-Bundesstaaten an der Golfküste mit einer wirtschaftlichen und ökologischen Katastrophe bedroht. British Petroleum, der Besitzer der Ölförderplattform, behauptet nun, die Katastrophe sei unvorhersehbar gewesen.

Eine Sicherheitseinrichtung, der Blow Out Preventer (BOP), sollte im Notfall die Ölquelle verschließen. Doch weil er versagte, fließen seit der Explosion täglich bis zu 25.000 Barrel Öl ins Meer. Bis zur Stunde sind auch alle Versuche, den BOP manuell zu aktivieren, ohne Erfolg geblieben.

Weder die Firma noch die Regierung hatten einen Plan B in petto, falls der BOP versagen sollte. Weitere Optionen, die momentan geprüft werden, um die Quelle zu verschließen, benötigen noch Wochen, wenn nicht Monate Vorbereitungszeit, und niemand weiß heute, ob sie überhaupt funktionieren.

"Wir beackern hier neues Gelände", sagte der Kommandant der Küstenwache, Thad Allen. "Es ist schwer, einen Notfallplan für ein Katastrophenereignis zu erstellen, für das es kein Beispiel gibt. Und das war hier der Fall."

Aber war das Versagen des BOP wirklich so unvorhersehbar?

Ein Bericht des Minerals Management Service (MMS, Behörde für die Verwaltung von Bodenschätzen) von 1999, den die Demokratische Senatorin Maria Cantwell aus Washington durchsickern ließ, sagte aus, dass BOPs in einer Zweijahresperiode in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre 117-mal ausgefallen seien.

Zwar führte keiner dieser Ausfälle zu einer Verschmutzung vom Ausmaß wie bei Deepwater Horizon, aber sie demonstrierten ohne Zweifel, wie anfällig BOPs sind. Ein wesentlicher Unterschied bestand darin, dass sich die anderen BOP-Ausfälle in flacheren Gewässern ereigneten.

Außerdem hat es in den letzten Jahren durchaus massive Ölverschmutzungen gegeben. "Die Leute in der Wirtschaft und der Regierung sagen, dies sei beispiellos, auf ein solches Ereignis könne man sich unmöglich vorbereiten", kommentierte John Amos, Präsident von SkyTruth, einer nicht profitorientierten Firma, die Ölverschmutzungen und andere Umweltkatastrophen untersucht. "Aber vor weniger als einem Jahr gab es vor der Küste von Australien einen sehr ähnlichen Blow Out und Ölteppich, damals bei einer zwei Jahre alten Plattform."

Amos bezog sich auf die Montara-Ölpest, bei der von August bis November 2009 bis zu 35 Millionen Liter Öl in die Timorsee strömten. (Siehe, "Unanswered questions over Australian offshore oil spill" http://www.wsws.org/articles/2009/nov2009/oils-n07.shtml)

"Egal, welche Technologie wir nutzen, und was die Vorschriften sind, es wird immer technische Fehler geben, und Menschen werden immer Fehler machen", sagte Amos der WSWS.

Die Katastrophe im Golf von Mexiko wird auch mit einer früheren Katastrophe vor der mexikanischen Küste von 1979 verglichen. Damals erlebte das Ölfeld Ixtoc I einen Blow Out, und das BOP versagte. Neun Monate lang strömte Öl aus und ergoss sich in den Golf von Mexiko, worauf das Öl nach Norden Richtung Texas trieb. Diese Ölkatastrophe gilt als die zweitgrößte der Geschichte.

BP erklärte in seinem Förderplan, den es im Februar 2009 beim MMS einreichte: "Bei diesem Projekt ist ein unfallbedingter Ölausbruch an oder unter der Oberfläche unwahrscheinlich."

BP hielt es offensichtlich nicht für notwendig, für diesen unwahrscheinlichen Fall besondere Vorkehrungen zu treffen. Die Firma erklärte: "Wegen der Entfernung zur Küste (75 km) und den verfügbaren Gegenmaßnahmen sind keine bedeutenden nachteiligen Auswirkungen zu befürchten."

Bohrfirmen lehnen so genannte "akustische Schalter" ab, die ungefähr 500.000 Dollar kosten und eine zusätzliche Absicherung im Falle eines Blow Outs sind. Norwegen und Brasilien, zwei wichtige Ölförderländer, schreiben diese Technologie vor, die Vereinigten Staaten nicht.

BP kämpft auch gegen strengere Sicherheitsregeln. In einem Brief, der von ABC News bekannt gemacht wurde, teilte Vizepräsident Richard Morrison von BP America der MMS mit, dass die Firma gegen eine "Ausweitung verpflichtender Regeln" sei.

"Wir glauben, die aktuellen Sicherheits- und Umweltstatistiken zeigen, dass die freiwilligen Verpflichtungen ... nach wie vor erfolgreich sind", sagte Morrison.


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Quelle:
World Socialist Web Site, 04.05.2010
Versagen von Blow Out Preventern nicht ungewöhnlich
Riesige Ölpest war vorhersehbar
http://wsws.org/de/2010/mai2010/oel2-m04.shtml
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2010