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GEHEIM/265: Robert "Bob" Seldon Lady - Mr. Torture


GEHEIM Nr. 4/2009 - 4. Dezember 2009

Robert "Bob" Seldon Lady - Mr. Torture

Von Ingo Niebel


Robert "Bob" Seldon Lady war bis 2005 der Chief of Station des US-Auslandsgeheimdienstes CIA in Mailand. Ihm unterstanden auch jene 23 Agenten, die 2003 den ägyptischen Geistlichen Abu Omar entführten, folterten und verschwinden liessen. Für dieses Verbrechen wurden er und seine Truppe zu durchschnittlich fünf Jahren Haft in Italien verurteilt (s. S. 26, [www.schattenblick.de -> Infopool -> Medien -> Alternativ-Presse -> GEHEIM/263: Italienische Justiz verurteilt US-Agenten]). Aber selbstverständlich muss "Bob" seine Strafe nicht absitzen - ebenso wenig seine Leute - da die USA ihre Staatsbürger nicht ausliefern. Und Washington kann auf einen Spezialisten wie Seldon nicht verzichten. Er wird noch gebraucht und zwar in Honduras.

Seldon gehört zu jener Generation von CIA-Agenten und US-Offiziellen, die bereits in den 1980er Jahren in Zentralamerika tätig waren. Damals benutzten Washingtons Geheimagenten und Militärs Honduras, El Salvador und Costa Rica als Aufmarschgebiete, um ihre Söldnertruppen ins sandinistische Nicaragua einzuschleusen. Der geheime Krieg wurde am US-Kongress vorbei mit dem Drogen- und Waffenhandel finanziert. Dabei spielte Seldon Lady eine herausragende Rolle in dem Schmugglernetz, zu dem auch die kubanischen Contras, Félix Rodríguez Mendigutía und Luis Posada Carriles, gehörten.

Der flüchtige Chief of Station wurde vor 52 Jahren in Honduras geboren. Bereits sein Vater William "Bill" Lady arbeitete für die CIA. Der Sohn war unter dem Befehl von US-Oberstleutnant Oliver North auch in den Iran-Contra-Skandal involviert, schreibt Jean Guy Allard in einem Beitrag für den lateinamerikanischen Fernsehsender teleSur. Lady Juniors Kontakt nach Teheran war der iranische Kaufmann Manuchar Ghorbanifar. Mit zur Schmugglerbande gehörte auch der Multimillionär Gerard Latchinian, der wiederum ein wichtiger Kontaktmann für den israelischen Waffenhändler Yehuda Leitner war. Letzterer versorgt gerade das Putschistenregime in Honduras mit HighTech-Waffen aus Israel (s. GEHEIM 2009/3, [www.schattenblick.de -> Infopool -> Medien -> Alternativ-Presse -> GEHEIM/256: Israeli Connection - Unterstützung für die Putschisten in Honduras]).

Allard schreibt weiter, dass "Bob" bis 1994 in Mittelamerika tätig war. Dann musste er die Region verlassen, weil der Spion Aldrich Ames ihn an die russische Aufklärung verraten hatte. Seldon Lady taucht dann wieder beim "Nigergate" auf. Ziel dieser Desinformationsoperation der Bush-Regierung war es, 2002 den irakischen Staatschef Saddam Hussein mit dem Kauf von Uran in Niger in Verbindung zu bringen. Damit wollte Washington den Angriffskrieg auf den Irak rechtfertigen.

Der Agent flüchtete 2005 aus Italien, als sich die dortige Justiz für den Fall Omar interessierte. Mit gutem Grund: Er hatte auch den Folterungen beigewohnt. Ziemlich unprofessionell hinterließ er den Ermittlern schlecht gelöschte Computer-Festplatten. Zu seinen Mitarbeiterinnen zählte die 33jährige Betnie Medero. Die CIA-Agentin arbeitete unter diplomatischer Tarnung - als zweite Sekretärin der US-Botschaft. Sie soll jetzt im Umfeld der US-Vertretung in Mexiko arbeiten. Experten vermuten "Bob" Seldon Lady erneut in Zentralamerika. Die Fälle Lady und Medero belegen erneut, wie wichtig das Naming Names (s. S. 27 der Printausgabe) ist.


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Quelle:
GEHEIM Nr. 4/2009 - 4. Dezember 2009, Seite 28
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2010