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GEHEIM/260: BKA-Abteilungsleiter zum Fall Verena Becker


GEHEIM Nr. 4/2009 - 4. Dezember 2009

RAF
Becker stützt Becker
BKA-Abteilungsleiter zum Fall Verena Becker

Von Susanne Härpfer


"Beim Mord des früheren Generalbundesanwalts Siegfried Buback wurde keine Frau als Tatbeteiligte erkannt", dies sagt Klaus-Herbert Becker, früherer Abteilungsleiter des Bundeskriminalamts (BKA) auf Anfrage gegenüber der Autorin. Aufgrund dieser Aussage müsste Verena Becker eigentlich aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

Der Kriminalist mit demselben Namen wie die Terroristin, war seit der Gründung des BKA im Jahr 1953 bei der Behörde. Ein Mann der ersten Stunde also. Im Jahr 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz.

Der Beamte bestätigt die Kernaussage des Buchs "Ein ungeheuerlicher Verdacht". Darin heißt es, wer die Aussage auf das herunterbricht, was eindeutig belastbare Erkenntnis ist, dann saßen zwei Menschen auf dem Motorrad. Das Vernehmungsprotokoll, das zitiert wird, resümiert: "Eigentlich ist das eine wenig nützliche Information, die lediglich besagt, dass keine Kinder auf dem Motorrad saßen."

Belasten könnte Verena Becker bislang allenfalls, dass sie offenbar die Briefmarke angeleckt hat, die auf dem Bekennerschreiben klebt. Doch ein eindeutiger Beweis für Mitwissen oder gar Mittäterschaft ergebe sich auch daraus nicht, räumt Klaus-Herbert Becker im Gespräch mit der Autorin ein. Denn wer eine Briefmarke auf ein Kuvert pappt, muß nicht automatisch auch den Inhalt des Schreibens kennen. Und in einer Büro- oder Wohngemeinschaft kann es vorbereitete Umschläge geben, die nach und nach gebraucht werden. Außerdem muß gefragt werden, wie zuverlässig die DNA-Analyse der Briefmarke aus dem Jahr 1977 ist.

Wer also ist der wirkliche Mörder? Und weshalb blieb er bis heute unentdeckt? Trotz aller Ermittlungstechnik? Wer deckt den tatsächlichen Täter? Und weshalb?

Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts und früheren Pressesprechers Michael Buback schreibt: "Für uns Angehörige hat sich in den vergangenen zwölf Monaten eine veränderte Sicht auf das Karlsruher Attentat ergeben.

Über dreißig Jahre lang war es für uns ausschließlich ein dreifacher Mord durch Terroristen. Nun ist ein neuer Aspekt aufgetaucht: Wir wissen jetzt, dass der Geheimdienst in Verbindung mit einer dringend tatverdächtigen Person stand und dass es im Rahmen der Ermittlungen Kontakte zwischen dem Geheimdienst und der Spitze der Bundesanwaltschaft gab, die uns erschrecken."

Daraus ergeben sich die Fragen: Welcher Geheimdienst? Wer ist wir? Und warum sollten diese vor dem erschrecken, was noch immer geheimgehalten wird?

Worin genau besteht eigentlich der "ungeheuerliche Verdacht"?


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Quelle:
GEHEIM Nr. 4/2009 - 4. Dezember 2009, Seite 7
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Dezember 2009