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GEGENWIND/825: "Ausstempeln und mitmachen"


Gegenwind Nr. 372 - September 2019
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein & Hamburg

"Ausstempeln und mitmachen
Gewerkschaften rufen zur Teilnahme am Klimastreik am 20. September auf

von Günther Stamer


Vom 20. bis 27. September werden weltweit Menschen auf die Straße gehen und für die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens und gegen die anhaltende Klimazerstörung laut werden.


#FridaysForFuture schreiben in ihrem Aufruf für den globalen Klimastreik: "Jahre sind mit Gerede vergangen, mit unzähligen Verhandlungen, mit nutzlosen Vereinbarungen zum Klimawandel. Firmen, die fossile Brennstoffe fördern, durften jahrzehntelang ungehindert in unseren Böden schürfen und unsere Zukunft abfackeln. Politiker wussten seit Jahrzehnten über den Klimawandel Bescheid. Sie haben die Verantwortung für unsere Zukunft bereitwillig Profiteuren überlassen, deren Suche nach schnellem Geld unsere Existenz bedroht. Wir jungen Leute können unseren Beitrag für einen größeren Kampf leisten, und das kann einen großen Unterschied machen. Aber das funktioniert nur, wenn unser Aufschlag als Aufruf verstanden wird. Deswegen ist dies unsere Einladung.

Am Freitag, 20. September, werden wir mit einem weltweiten Streik eine Aktionswoche für das Klima beginnen. Wir bitten Sie, sich uns anzuschließen. Es gibt in verschiedenen Teilen der Welt viele verschiedene Pläne für Erwachsene sich zusammenzuschließen, Farbe zu bekennen und sich für unser Klima aus der Komfortzone heraus zu wagen. Lasst uns diese Pläne zusammenbringen gehen Sie an diesem Tag mit ihren Nachbarn, Kollegen, Freunden und Familien auf die Straße, damit unsere Stimmen gehört werden und dies ein Wendepunkt wird. ... um alles zu verändern, brauchen wir alle. Es ist Zeit für uns alle, massenhaften Widerstand zu leisten - wir haben gezeigt, dass kollektive Aktionen funktionieren. Wir müssen den Druck erhöhen, um sicherzustellen, dass der Wandel passiert. Und wir müssen ihn gemeinsam beschleunigen. Dies ist also unsere Chance - schließt euch unseren Klimastreiks und -aktionen in diesem September an."

Die Berührungsängste zwischen Gewerkschaftern und Klimaaktivisten sind noch immer deutlich zu spüren. Sehen die einen Kohlekraftwerke und Autokonzerne als zentrale Bedrohungen für das Klima, fürchten die anderen angesichts forscher Ausstiegsforderungen um ihre Arbeitsplätze, sehen sich und ihre Familien mit der Gefahr des sozialen Abstiegs konfrontiert.

Als erster Vorsitzender einer deutschen Gewerkschaft hat Frank Bsirske nun die rund zwei Millionen ver.di-Mitglieder aufgerufen, am 20. September mit der "Fridays-for-Future"-Bewegung auf die Straße zu gehen. "Es geht darum, Flagge zu zeigen - wir brauchen ein deutlich konsequenteres Handeln der Politik beim Klimaschutz", erklärte Bsirske. "Wir sollten so schnell wie möglich aus der Kohleverstromung aussteigen, das ist unsere Position bei ver.di." Damit korrigiert der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Essener Energiekonzerns RWE seine frühere Position. Die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission hatte einen Ausstieg für 2038 empfohlen, "Fridays for Future" dringt auf ein Datum acht Jahre früher.

Für die Klimawende auf die Strasse?

"Wer kann sollte "ausstempeln und mitmachen.
Ich werde jedenfalls hingehen."

ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske

"Wir rufen natürlich nicht zu einem ordentlichen Streik auf, das geht nicht. Es wird auch nicht jeder seine Arbeit unterbrechen können. Aber wer kann, sollte ausstempeln und mitmachen. Ich werde jedenfalls hingehen," so Bsirske.

Kurz nach Bsirkes Appell schloss sich auch die gewerkschaftliche Dachorganisation, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) der Initiative von ver.di an. "Für den DGB ist klar: Die Politik muss beim Klimaschutz aufs Tempo drücken. Auf einem toten Planeten kann es keine Arbeitsplätze geben."

So könnte der 20. September der Auftakt zu einem verstärkten Engagement in den Betrieben für den Klimaschutz werden. An diesem Tag können Betriebsversammlungen stattfinden, Aushänge gemacht und Flugblätter verteilt werden. Es können betriebliche Aktionen für einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Erneuerbaren Energien organisiert und für die Beteiligung an den Demonstrationen mobilisiert werden.

Wenn dies gelingt, dann können Gewerkschaften und die Beschäftigten aktiver Teil der Klimabewegung und der 20. September der Auftakt zu einer Wende zu einer sozialen und ökologischen Gesellschaft werden.

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Quelle:
Gegenwind Nr. 372 - September 2019, Seite 4 - 5
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
Schweffelstr. 6, 24118 Kiel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. September 2019

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