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GEGENWIND/581: Stolz auf den Befreiungskampf der ArbeiterInnen


Gegenwind Nr. 304 - Januar 2014
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

Aus der Geschichte für die heutige revolutionäre Arbeit lernen:

Stolz auf den Befreiungskampf der ArbeiterInnen
Veranstaltungen im Rahmen der Gedenk-Tage "90 Jahre Hamburger Aufstand"

von Jasna Maria Meyer



Etwa 70 BesucherInnen nutzten diese interessante Veranstaltung der "Hamburger Geschichtswerkstatt", um aus der Geschichte der Hamburger Arbeiterbewegung für die heutige revolutionäre Arbeit zu lernen. Sie war der Höhepunkt einer Reihe von Aktivitäten der Geschichtswerkstatt anlässlich der 90. Wiederkehr der Tage des Oktober 1923. Dazu hatte eine Gedenkkundgebung an den Stätten der ehemaligen Barrikaden im Stadtteil Wandsbek gehört, mit einer Umbenennung eines zentralen Platzes im ehemaligen Aufstandsgebiet als "Platz des Hamburger Aufstandes". Auch ein historischer Spaziergang zu den Stätten der Ereignisse vor 90 Jahren wurde durchgeführt.


Würdigung des Hamburger Aufstands und seiner Lehren

Schon im Eingangs-Foyer der Kurt-Tucholsky Schule empfing den Besucher eine Ausstellung des Willi Dickhut - Museums aus Gelsenkirchen, in der mit viele Liebe und Detailtreue nicht nur historisches Material zusammengestellt wurde, sondern die Lehren für die heutige Zeit gezogen wurden, in der international das Potenzial einer revolutionären Weltkrise heranwächst.

Im Zentrum des Abends aber stand die politische Würdigung des Hamburger Aufstands durch MitgliederInnen der Hamburger Geschichtswerkstatt. Diese schlug einen Bogen über die revolutionäre Zeit 1923 mit einer Hyperinflation, steigender Massenarmut und 8 Millionen Menschen ohne Arbeit. Aber auch einem wachsendem Widerstand, Arbeiterstreiks und -kämpfe in vielen Teilen Deutschlands bis hin zu den Oktobertagen in Hamburg.


23. Oktober 1923

Nach einem genauen Plan werden Polizeiwachen durch die Aufständischen überfallen, Waffen erbeutet und es beginnt ein Barrikadenkampf in verschiedenen Stadtteilen Hamburgs.

Nachdem der Aufstand isoliert bleibt und die damalige rechte Führung der KPD auf den deutschlandweiten Aufstand verzichtete, wurde der Hamburger Aufstand höchst diszipliniert und umsichtig abgebrochen, die Aufständischen zogen sich zurück.

Entgegen aller bürgerlichen Geschichtsschreibung wurde so deutlich: "Der Hamburger Aufstand war ein Massenaufstand und durchdrungen von revolutionärer Führung und Massenaktivitäten. Er war die richtige Antwort in einer revolutionären Situation, die das Jahr 1923 bestimmte. Der Hamburger Aufstand wurde vor Ort mit großem Elan, energisch und diszipliniert geführt - aber es wurde von der rechten Parteiführung der KPD zu diesem Zeitpunkt mit dem Aufstand gespielt - das war verantwortungslos. (...)"

In der Rede auf der Veranstaltung wurde insbesondere die Auswertung der KPD, ihre Schlussfolgerungen und die allgemeine Lehre von Willi Dickhut - Mitbegründer und Vordenker der MLPD - behandelt. Er fasste zusammen: "Ohne zielklare Führung und gründliche Organisierung kann der bewaffnete Aufstand nicht siegreich sein, das ist die wichtigste Lehre des Hamburger Aufstands im Herbst 1923. (...)"


Über die Arbeitsmethode in der Geschichtswerkstatt

MitgliederInnen der Geschichtswerkstatt berichteten, wie sie selbst mit verschiedensten Einflüssen fertig werden mussten: "... die es an manchen Stellen sehr erschwerten eine tatsächliche Objektivität der Betrachtung durchzusetzen: die herrschende Klasse hat damals wie heute allein ein Interesse daran, die Spuren ihrer Verwundbarkeit zu verdecken; so wurden in Hamburg insbesondere mit und nach dem 2. Weltkrieg Straßen umbenannt, ganze Arbeiterviertel zerstört und eine verfälschende Geschichtsschreibung betrieben. Notwendig war aber auch der ständige Kampf gegen eine Glorifizierung, wie sie v.a. durch eine revisionistische Geschichtsschreibung der DDR der 60er und 70er Jahre betrieben wurde; das Gegenstück ist eine kleinbürgerlich - skeptische Haltung, wenn der Hamburger Aufstand letztlich als falsch, verfrüht, der Aufstand als Revolte einiger Kommunisten verfälscht dargestellt wird."

"Das war immer damit verbunden nach den Ursachen, den Beweggründen zu forschen - aber immer auch respektvoll die große Leistung der Genossen im Auge behalten".

Der Abend war bestens geeignet um den Stolz auf den Befreiungskampf der Arbeiterinnen zu entwickeln. Es war ein Programm mit dem deutlich wurde: Wir wollen in den geschichtlichen Tatsachen den Nutzen flur die heutigen revolutionären Aufgaben herausfinden, Freude an der Revolution und einer zukünftig sozialistischen Welt zu haben, keine Angst davor haben im Hamburger Aufstand auch Fehler zu untersuchen, damit wir sie in Zukunft vermeiden können.

Und es war ein mitreißender Abend gegen die Scheuklappen, dumpfen Vorbehalte, unwissenschaftlichen Methoden und Unfreiheit des modernen Antikommunismus. In diesem Sinne sollen auch die weiteren Jahre genutzt werden, um dem Gedenken und der Würdigung des Hamburger Aufstandes neue Seiten hin zu zufügen.

Die Ausstellung "90 Jahre HH Aufstand" ist zu besichtigen in der Landesgeschäftsstelle der MLPD: Stresemannstr. 220, 22769 Hamburg: Öffnungszeiten erfragen unter: 040 82298463. Die Ausstellung - ca. 10 Tafeln - kann auch ausgeliehen werden.

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Quelle:
Gegenwind Nr. 304 - Januar 2014, Seite 10-11
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Januar 2014