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PFLANZEN/058: Wiesenapotheke - das Springkraut ... (SB)



Dem Springkraut eilt ein schlechter Ruf als "Unkraut" voraus. Es zählt zu den sogenannten Neophyten, also zu jenen Pflanzen, die nicht ursprünglich hier beheimatet sind, sondern aus einem anderen Land stammen. Der eigentliche Herkunftsort dieser Pflanze befindet sich in der Region des Himalaya Ostindiens. Von dort wurde sie erst 1830 zunächst nach England gebracht, wo sie als Zierpflanze in den Gärten einen Platz gefunden hatte, denn ihre Blütenpracht war beeindruckend und sie wurde sogar mit einer Orchidee verglichen, was ihr den Beinamen "Bauernorchidee" einbrachte. Bald schon verließ diese verbreitungsfreudige Pflanze die Gartenumzäunungen und innerhalb von 100 Jahren siedelte sie sich in den Ländern Europas an. So finden wir sie auch bei uns in Deutschland in großer Zahl.

Das Springkraut birgt eine ganze Reihe von Eigenheiten, die bei oberflächlicher Betrachtung übersehen werden. Sie ist nicht nur eine hübsch anzusehende Zierpflanze und viel mehr als ein lästiges "Unkraut". Begeben wir uns also auf eine kleine Forschungsreise und wenden unsere Aufmerksamkeit auf dieses vielseitige Gewächs.


Viele rosa Blüten des Springkrauts neben den lila farbenen des Schmetterlingsbaums werden von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen angeflogen - Foto: © 2020 by Schattenblick

Springkraut neben Schmetterlingsbaum
Foto: © 2020 by Schattenblick



Den Titel "Unkraut" trägt das Springkraut zu unrecht

Bevorzugte Standorte sind Flussufer, feuchte Wiesen, Waldränder und überhaupt sumpfige, feuchte Regionen. Aber auch in Gärten ist das Springkraut zu finden. Die Pflanze kann als wahres Stehaufmännchen betrachtet werden, denn nach heftigen Regenfällen, die ihr schwer zusetzen können, sie beinahe bis zum Boden niederdrücken, richtet sie sich innerhalb kurzer Zeit wieder in ihrer vollen Pracht auf. Auf reichlich Sonnenschein ist sie nicht unbedingt angewiesen, obwohl er sicherlich zum raschen Wachstum beiträgt. Ihre Stärke liegt in ihrer Fähigkeit, unzählige Samen zu bilden, die sich nach der Blütezeit in kleinen Samenkapseln befinden. Diese Kapseln springen bereits bei leisester Berührung auf, beispielsweise durch ein vorbeistreifendes Tier oder einfach nur durch kräftigen Wind, und entlassen zwischen 1600 bis 4300 Samen, welche dabei bis zu sieben Meter weit geschleudert werden. Daher rührt auch ihre Bezeichnung "Springkraut". Auf dem folgenden Foto ist eine geschlossene und eine aufgesprungene Samenkapsel zu sehen.


Links: Mehrere noch geschlossene Samenkapseln an einem Stängel kurz vor dem Aufspringen - Foto: © 2020 by Schattenblick - Rechts: Die einzelnen Samenkörner sind in der offenen Kapsel gut zu erkennen - Foto: © 2020 by Schattenblick Links: Mehrere noch geschlossene Samenkapseln an einem Stängel kurz vor dem Aufspringen - Foto: © 2020 by Schattenblick - Rechts: Die einzelnen Samenkörner sind in der offenen Kapsel gut zu erkennen - Foto: © 2020 by Schattenblick

Links: Samenkapsel geschlossen
Rechts: die Teile der aufgesprungenen Kapselschale rollen sich wie winzige Schlangen auf
Fotos: © 2020 by Schattenblick


Da das Springkraut sich auf diese Weise an geeigneten Standorten in großer Zahl vermehrt, kann es sein, dass es anderen Pflanzen den Platz streitig macht. Das Verschwinden angestammter Blumen, Kräuter und Gräser wurde mit der Ausbreitung des Springkrauts erklärt. Gebietsweise fanden und finden richtige Vernichtungsunternehmungen statt, in denen das Springkraut massenweise zertrampelt oder ausgerissen wird, bevor die Samenkapseln ausgebildet werden konnten. Fraglich ist in heutigen Zeiten allerdings, ob das wirklich sinnvoll ist, denn es kann nicht sicher gesagt werden, ob die heimischen Pflanzen an diesen Standorten nicht bereits durch Pestizide und Uferbereinigungen vernichtet wurden. Dann wäre das Springkraut eher als ein zu begrüßender Ersatz anzusehen, der die nur noch kümmerlich bewachsenen Flächen begrünt.


Springkraut - beste Nahrungsquelle für Hummeln und Bienen

Bienen, Hummeln, Wespen und eine Vielzahl anderer Insekten krabbeln in die Blüte des Springkrauts, um sich an dem süßen Nektar zu laben. Er enthält mit 48 % Zucker zwar einen durchschnittlichen Wert, aber jede Blüte dieser Pflanze produziert 0,47 mg Nektar in einer Stunde und damit über 40 mal mehr als andere Blütenpflanzen. Es darf also mit Recht behauptet werden, dass es sich bei dem Springkraut um eine ganz besonders reichhaltige Nahrungsquelle für Insekten handelt. Auch ihr Pollen ist sehr begehrt und ebenfalls in großen Mengen vorhanden. Einige Bienen sehen nach dem Besuch mehrerer Blüten ganz weiß aus, so sehr sind sie mit Pollenstaub bedeckt. Von großem Vorteil für die Bienenwelt ist die lange Blütezeit des Springkrauts, das bis in den späten Oktober hinein blüht und immer noch reichlich Nektar und Pollen produziert. So können beispielsweise die Wintervorräte der Bienen noch aufgefüllt werden.


Rosa blühendes Springkraut neben der kräftig lila farbenen Schmetterlingsbaumblüte - Foto: © 2020 by Schattenblick

Springkraut und Schmetterlingsbaum
Foto: © 2020 by Schattenblick



Springkraut - gut für unsere Küche und nutzbar in der Heilkunde

Wohl weniger bekannt ist, dass die Samen des Springkraut gegessen werden können und zwar in unreifer weißer Form als auch als reife braune Samenkörner. Sie schmecken nussig, ähnlich wie Walnüsse. Doch Vorsicht! Alle Springkräuter sind im rohen Zustand leicht giftig! Das heißt, es sollten keine großen Mengen verspeist werden. Sie können auch in eine Pfanne mit heißem Öl gegeben werden, so wie Popcorn, und es heißt, ihr Geschmack sei mit dem von Pommes Frites vergleichbar. Falls ihr also Springkrautsamen probieren wollt, zieht bitte eure Eltern oder einen kundigen Erwachsenen hinzu.

Auch in der Heilkunde findet das Springkraut in vielen Ländern Verwendung. Ihr Pflanzensaft enthält entzündungshemmende Stoffe (Flavonoid Quercetin), so dass er oder ein Pflanzenbrei bei Insektenstichen, bei leichten Verbrennungen oder Hautirritationen helfen soll. Des weiteren enthält das Springkraut einen Farbstoff mit der Bezeichnung "Lawson", der auch in der Henna-Pflanze vorhanden ist. Ob eine ähnlich starke Färbewirkung wie bei der Henna-Pflanze erzeugt werden kann, bleibt noch fraglich. Viel wichtiger scheint es aber, dass dieser Farbstoff gegen Hautpilze, Bakterien und krankheitsfördernde Hefen wirksam ist, wie von thailändischen Wissenschaftlern bestätigt werden konnte. Dem Farbstoff des Springkrauts werden mithin entzündungshemmende, antibakterielle, schmerzlindernde und pilzhemmende Eigenschaften zugeschrieben.


Springkraut in Gesellschaft vom Schmetterlingsbaum - ein Festmahl für Insekten und Schmetterlinge

Leider haben wir es seit einiger Zeit mit einem weitreichenden Insektensterben zu tun. Hatte man zunächst das Augenmerk auf die vielen sterbenden Bienenvölker gerichtet, so ist mittlerweile bekannt, dass die Populationen sämtlicher Insektenarten mehr oder weniger stark verringert worden sind. Die Gründe sind vielschichtig und reichen von zu hohem Pestizideinsatz (Pflanzenschutzmitteln) über die allgemeine Luft- und Umweltverschmutzung, die Zerstörung der Lebensräume oder die Vernichtung von Nahrungspflanzen bis hin zum Klimawandel und den daraus folgenden Veränderungen.


Was kann man unternehmen, um den Insekten angemessene Nahrungsquellen zu bieten?

Aufgrund der reichlichen Nektarproduktion des Springkrauts, eignet es sich besonders gut als Nahrungsquelle, die zudem auch noch recht lange zur Verfügung steht. Als Ergänzung bietet es sich an, einen Schmetterlingsbaum anzupflanzen, der mit seinem betörendem Duft Schmetterlinge in großer Zahl anlockt, aber auch von anderen kleinen Insekten besucht wird. Beide Pflanzen blühen bis in den Herbst (September/Oktober) hinein und helfen Schmetterlingen, Bienen und Hummeln zu überleben.

Ein Garten oder ein Balkon mit möglichst vielen verschiedenen Blütenpflanzen, die auch zu unterschiedlichen Zeiten ihre Blütenpracht entfalten, kann vom Frühjahr bis zum Herbst der bevorzugte Ort für Insekten und Schmetterlinge sein, an dem sie Nektar und Pollen finden.



Zwei Schmetterlinge sitzen auf der lila Blüte - Foto: © 2020 by Schattenblick

Schmetterlinge auf Blütenpflanzen
Foto: © 2020 by Schattenblick


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.wildkrautgarten.de/2014/10/08/indisches-springkraut-das-balsam-kraut-aus-dem-himalaya/

https://www.pflanzen-vielfalt.net/wildpflanzen-a-z/%C3%BCbersicht-r-z/springkraut-dr%C3%BCsiges/

https://www.vorsichtgesund.de/glossary/springkraut-druesiges-impatiens-glandulifera-%E2%80%A0/

https://www.nabu-bochum.de/2018/06/01/indisches-springkraut/


12. November 2020


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