Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → INITIATIVE

FREE GAZA/195: Aufruf - Überlebende der Gaza-Flottille berichten über den Terror (Free Gaza Movement)


The Free Gaza Movement - 8. Juni 2010

→  Aktionsaufruf
→  Zeugenaussagen von Passagieren der Freiheitsflottille


Aktionsaufruf !

Überlebende der Gaza-Flottille erzählen von Terror, Brutalität und Angst um ihr Leben

Bitte SETZEN SIE SICH EIN und FORDERN SIE, daß die Vereinten Nationen eine unabhängige Untersuchung des israelischen Angriffs auf die unbewaffneten Hilfsschiffe der Friedensflottille vornehmen. FORDERN SIE, daß die internationale Gemeinschaft aufhört, Israels brutale und illegale Blockade Gazas nur zu verurteilen, und daß sie etwas unternimmt, um diese zu beenden!

KONTAKT
UN Generalskretär Ban Ki Moon
The United Nations, New York NY 10017
Tel: +1 212 963 5012
Fax: +1 212 963 2155
E-Mail: sg@un.org

Über drei Tage hinweg präsentierte Israel letzte Woche das Massaker an zivilen Passagieren als Selbstverteidigung gegen ein "Lynchmanöver", während diese im Gefängnis saßen und nicht für sich selbst sprechen konnten. Jetzt, während die Passagiere in ihre Heimatländer zurückkehren, vernimmt die internationale Gemeinschaft eine ganz andere Geschichte nicht nur in Bezug auf den Überfall am 31. Mai, sondern auch neue Vorwürfe über die Brutalität, mit der mehrere Passagiere danach, während ihrer Haft in Israel, behandelt wurden. Free Gaza veröffentlicht diese Zeugnisse Überlebender auf seiner Website und wird weitere Updates veröffentlichen, wenn weitere Passagiere ihre Erlebnisse mitteilen.

Jetzt, wo die Passagiere langsam zurückkehren, beschreiben Überlebende den Einsatz von Gewalt durch das israelische Militär gegen Aktivisten nicht nur auf der Mavi Marmara, sondern auch auf anderen Passagierschiffen, als exzessiv und unverhältnismäßig. Der Gebrauch von Tasern, Elektroschockern, Gummigeschossen und scharfer Munition (sowohl an Bord als auch von den darüber schwebenden Hubschraubern aus) ist dokumentiert. Zahlreiche Augenzeugenberichte von Passagieren erzählen, daß Soldaten verletzten Passagieren medizinische Hilfe verweigerten, spezielles und gezieltes Augenmerk auf Journalisten an Bord richteten, und daß Passagiere nach ihrer Ankunft in Israel verprügelt wurden, was zur Folge hatte, daß mindestens zwei ins Krankenhaus mußten.

"Die Passagiere einzusperren, so daß sie ihre Sicht der Dinge nicht mitteilen konnten, war ein gezielter Versuch von seiten Israels zu verdecken, was wirklich in dieser verhängnisvollen Nacht auf der Mavi Marmara geschah", merkt Free Gaza-Mitbegründerin Greta Berlin an. "Sie wußten, daß die Passagiere berichten würden, hofften aber, daß die Zeugenberichte, durch ihre verzögerte Veröffentlichung Tage nach dem unmittelbaren Ereignis, in der Medienberichterstattung als Folgegeschichten auf der hintersten Seite landen oder einfach als alte Nachricht und erledigt betrachtet werden würden."

Annette Groth, eine deutsche Parlamentarierin, bestätigt mit ihrem Bericht diese Einschätzung, indem sie sagt: "Der Skandal ist, daß wir die israelischen Bilder nur mit Worten bekämpfen können. Die Israelis haben die Kameras, Computer und Mobiltelefone aller Aktivisten beschlagnahmt. "

Diese Berichte enthüllen eine "alternative Geschichte" des Angriffs auf die Freiheitsflottille, die mit der israelischen Version nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. WENDEN SIE SICH heute noch an Generalsekretär Ban Ki Moon und FORDERN Sie eine unabhängige Untersuchung!

Das Update der Zeugenaussagen von Überlebenden ist zu finden unter:
http://www.freegaza.org/boat-trips/survivor-testimonies


*


Zeugenaussagen von Passagieren der Freiheitsflottille

Haneen Zuabi
Parlamentsmitglied der israelischen Knesset

"Israel hatte Tage Zeit, diese Militäraktion zu planen. Sie wollten viele Tote, um die Botschaft zu übermitteln, daß keine weiteren Hilfskonvois versuchen sollten, die Belagerung von Gaza zu brechen.


Sarah Colborne
Zuständig für Kampagnen und Operationen, PSC, Vereinigtes Königreich

"Ich konnte die Anzahl der Schiffe im Wasser nicht einmal bestimmen. Es strotzte förmlich von Schiffen, Hubschraubern und Gewehrfeuer. Es war grauenhaft, absolut grauenhaft. ...Israelische Soldaten fesselten Mitglieder des medizinischen Teams der Aktivisten, die losgeschickt worden waren, um den Verwundeten zu helfen, mit Handschellen. Es war beängstigend ... Wenn du etwas sagtest, zeigten sie mit dem Gewehr auf dich. ...Wir schrieben ein Schild auf hebräisch mit den Worten: 'SOS! Wir brauchen medizinische Hilfe. Menschen sterben. Dringend.' Hanin Zoabi, die Mitglied der Knesset ist, ein israelisches Knessetmitglied, hat das Schild nach vorne und nach hinten ins Schiff getragen, wo die Soldaten auf sie zielten. Sie befahlen ihr wegzugehen."


Henning Mankell
Schwedischer Bestseller- und Krimiautor

"Es war ein Akt der Piraterie. Wir wurden gekidnappt. ...Auf dem Schiff, auf dem ich mich befand, fanden sie eine Waffe: meinen Rasierapparat. Und sie kamen tatsächlich an und haben ihn vorgezeigt. Sei sehen also, auf welchem Niveau sich das bewegte.


Professor Norman Paech
Parlamentsmitglied (a.D.), Deutschland

"Wir waren in keiner Weise darauf vorbereitet, zu kämpfen. Wir haben es nicht einmal in Erwägung gezogen, weil wir sehr wohl wußten, daß wir gegen Soldaten wie diese keine Chance hatten. ...Die israelische Regierung rechtfertigt den Überfall damit, daß sie angegriffen wurden. Das ist absolut nicht der Fall."


Annette Groth
Parlamentsmitglied, Deutschland

"Es war wie im Krieg. Sie hatten Gewehre, Taserwaffen, eine Art Tränengas und andere Waffen im Verhältnis zu zweieinhalb Holzstöcken, die wir uns teilten. [Daß Israel] von Selbstverteidigung spricht, ist absolut lächerlich. ...Der Skandal ist, daß wir die israelischen Bilder nur mit Worten bekämpfen können. Die Israelis haben die Kameras, Computer und Mobiltelefone aller Aktivisten beschlagnahmt."


Iara Lee
Brazilianische Filmemacherin (mit Sitz in San Franzisko)

"(Der Angriff) war eine Überraschung, weil er mitten in der Nacht erfolgte, in der Dunkelheit, in internationalen Gewässern, wir wußten, daß es eine Konfrontation geben würde, aber nicht in internationalen Gewässern. Ihr erstes Manöver bestand darin, uns die Satellitenkommunikation abzuschneiden, und dann griffen sie an. Was ich als erstes mitbekam waren Schüsse. Sie kamen an Bord und fingen an, auf die Menschen zu schießen. ...Wir hatten erwartet, daß sie in die Beine schießen würden, in die Luft, einfach um die Menschen in Angst zu versetzen. Aber sie waren ganz direkt. Einige schossen den Passagieren in den Kopf. Viele Menschen wurden ermordet - es war unbeschreiblich."


Jamal El-Shayyal
Journalist von Al Jazeera

"...als dieser Angriff begann, befand ich mich auf dem Oberdeck, und binnen weniger Minuten wurde scharf geschossen von oben über dem Schiff, von oben, wo die Hubschrauber sich befanden. Die ersten Schüsse, die fielen, waren eine Art Schallgranaten. Mit Tränengas wurde gefeuert und mit gummiummantelten Stahlgeschossen. Sie wurden sofort abgefeuert, und die scharfe Munition kam etwa fünf Minuten später, nachdem dies erste Schüsse abgegeben worden waren.

Es gab ganz eindeutig Schüsse aus der Luft, denn einer der Getöteten ist ganz klar von oben erschossen worden. Es gab auch Schüsse von See her. Das meiste Feuer vom Meer her bestand in Tränengasbehältern und Schallgranaten. Aber dann wurden es scharfe Schüsse. Es besteht kein Zweifel an dem, was ich gesehen habe, es wurde mit scharfer Munition geschossen, bevor irgendein israelischer Soldat an Bord war.

[Vom Oberdeck aus] konnte man fast erkennen, wie die Soldaten ihre Gewehre durch eine Art Loch oder Fach am Boden des Hubschraubers steckten und fast unterschiedslos, ohne hinzusehen wohin sie schossen, losfeuerten, und diese Kugeln waren zweifellos scharf. Es gab ein Knesset-Mitglied, die sich den Soldaten näherte, sie sagte ihnen, sie hätten Verwundete, daß sie bitte kommen sollten und sie holen. Trotzdem weigerten sich die Israelis. Drei Stunden später waren diese drei Verwundeten an ihrem Platz gestorben, weil niemand kam, um sie zu holen."


*


Quelle:
The Free Gaza Movement
Friends of Gaza
E-Mail: friends@freegaza.org
Internet: www.freegaza.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juni 2010