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FREE GAZA/051: Vor Anker im Mittelmeer (Free Gaza Movement)


The Free Gaza Movement - 30. Mai 2010

Vor Anker im Mittelmeer

Von Fatima Mohammadi


Wenn man uns hineinläßt, ist das mein dritter Konvoi mit humanitärer Hilfe für Gaza. Jeder Konvoi hatte seine eigenen Schwierigkeiten und Freuden. Die Schwierigkeit des aktuellen Konvois ist, daß fast 800 Freiwillige an Bord von 6 Schiffen versuchen, den abgeriegelten Streifen über internationale Gewässer zu erreichen - eine vollkommen legale Aktivität - trotz der anhaltenden Drohungen der israelischen Regierung, den ganzen Konvoi zu blockieren, zu verhaften und zu deportieren. Diese Drohungen haben meiner Meinung nach zwei Auswirkungen: 1) Sie unterstreichen den Ernst und die Schwere des Belagerungszustandes, den Israel dem Gazastreifen seit fast vier Jahren zumutet, und zeigen Israel als den tückischen Besatzer und Anstifter von Feindseligkeiten in der Region, als den wir es kennen; und 2) stärken sie die Entschlossenheit von Freiwilligen in aller Welt, in diesem Konvoi und darüber hinaus, die sich der Notlage der Palästinenser bewußt sind und aktiv eine Lösung für die unrechtmäßige Besatzung und anhaltende Kolonisierung Palästinas suchen. Natürlich besteht die Freude dieses Konvois in seinem echten Potential, der Blockade von Gaza endlich ein Ende zu setzen, wenn er in den kommenden Stunden genügend internationale Unterstützung und Aufmerksamkeit erfährt.

Derzeit liegen wir im Mittelmeer, ungefähr 6 Fahrstunden von Zypern entfernt, vor Anker, wo wir auf die letzten beiden Schiffe gewartet haben. Ein griechisches Schiff mit Parlamentariern aus einem halben Dutzend europäischer Länder ist gerade eingetroffen, und das irische Schiff, die MS Rachel Corrie, folgt in Kürze. Wir werden bald die Segel Richtung Gaza setzen, direkt auf die Drohungen Israels zu, uns koste es, was es wolle, einschließlich des Gebrauchs von Gewalt, aufzuhalten. Seien Sie jedoch versichert, daß wir ungeachtet der Strategien, mit denen sie uns aufzuhalten suchen - Gewalt oder Verzögerung - weder umkehren noch Israel erlauben werden, an Bord unserer Schiffe zu kommen. (Die Schiffe sind jetzt unterwegs.)

Es ist zwingend wieder und wieder zu betonen, daß dies ein unbewaffneter humänitärer Hilfskonvoi ist, der gut eintausend Freiwillige im Alter von eineinhalb bis 88 Jahren aus über 30 Ländern umfaßt. Wir haben die offizielle Unterstützung der Regierung von Frankreich, Mexiko, Belgien, Brasilien, Chile, Italien und der Europäischen Union. Unglücklicherweise ist mein eigenes Land nicht auf dieser Liste... die Vereinigten Staaten. Da sie ein unerschütterlicher Unterstützer Israels sind, überrascht das wenig.

Was jedoch überrascht, ist, daß sich mir, obwohl ich die einzige Amerikanerin an Bord bin als IHH-Teilnehmerin, einige US-Bürger von der Free Gaza-Bewegung zugesellt haben und ich feststellen konnte, daß wir insgesamt zu elft sind - einschließlich ehemaligen Militärangehörigen und Regierungsangestellten, Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit, Aktivisten und medizinischen Freiwilligen. Die meisten sind wenigstens einmal in Gaza gewesen und sind es "gewöhnt", mit den Drohungen eines unterdrückerischen Regimes und der direkten Konfrontation mit ihren Polizei- und Militärkräften umzugehen. Und die meisten von uns hoffen und erwarten noch immer von den Vereinigten Staaten, daß sie eine offen unterstützende Rolle für den Konvoi einnehmen werden und Druck auf Israel ausüben, unseren Konvoi nach Gaza zu lassen, um Hilfsgüter zu liefern.

Zusammengefaßt verlassen wir, die Amerikaner an Bord der Schiffe und das kollektive "Wir" - die Freiwilligen und die Menschen aus aller Welt, die sich über die Sache im klaren sind - uns auf die Unterstützung unserer Mitbürger und unserer jeweiligen Regierungen, Druck auf Israel auszuüben, 1) diesen humanitären Hilfskonvoi nach Gaza zu lassen und 2) diese lähmende und ungerechte Blockade Gazas ein für allemal zu beenden.


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Quelle:
The Free Gaza Movement
Friends of Gaza
E-Mail: friends@freegaza.org
Internet: www.freegaza.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2010